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Expressen, 21. November 2001

Schwedische Steuerzahler sponsern Sektenführer

Von Niklas Svensson und Malin Lundmark

Schwedische Steuerzahler sponsern die sektenartige Tvindbewegung. U.a. verschenkt das Militär Ausrüstung an UFF, den schwedischen Zweig von Tvind. Außerdem kann Expressen heute berichten, daß einige schwedische Großunternehmen auf der Liste der Bewegung als "Partner" eingetragen sind.

In Dänemark spielt sich gerade jetzt eine der umfassendsten Untersuchungen des Landes gegen die Hilfsorganisation Tvind wegen Wirtschaftsvergehen ab. UFF, der schwedische Zweig des Netzwerkes, wird international "Humana" genannt.

- Die ganze Tvindbewegung ist eine Sekte, in der man die Mitglieder bis zum Äußersten ausnützt. Und das Geld landet schließlich beim Leiter außerhalb von Miami in den USA, sagt der hervorragendste schwedische Sektenexperte Karl-Erik Nylund.

Auf UFF-s internationaler Website wird großes Aufheben daraus gemacht, daß schwedische Großunternehmen die Tätigkeit sponsern. Aber die erwähnten Unternehmen wollen sich heute nicht zu einer Unterstützung der umstrittenen Bewegung bekennen. Eine der Firmen, von der behauptet wird, sie sei "Partner" der Organisation, ist das landwirtschaftliche Unternehmen Arla.

- Es ist richtig, daß eine unserer Tochtergesellschaften dieser Organisation Computer geschenkt hat. Aber das bedeutet ja nicht, daß wir irgendwelche "Partner" sind. Sobald ich davon reden hörte, rief ich an und bat sie, uns aus ihrer Website zu entfernen, sagt Katarina Malmström, die Informationschefin von Arla.

Auch die IT-Firma VM-Data findet sich auf der Sponsorenliste. Im Sommer schenkte die Firma UFF-s Afrikaprojekt eine Anzahl Computer.

- Wir spendeten ungefähr einen Personenwagen voll, stellt die Informatorin Anna Brogren fest. Ihr zufolge kann VM-Data sich vorstellen, UFF auch in Zukunft Computer zu schenken, "wenn sich eine passende Gelegenheit ergibt".

Auch die Steuerzahler haben die Hilfsorganisation unterstützt. Dies geschah durch das Militär, das in mindesten zwei Fällen - im Oktober 1999 und im März des Vorjahres - UFF Überschußmaterial geschenkt hat. Gemäß Oberstleutnant Thomas Johansson wird immer die staatliche Zusammenarbeitsorganisation SIDA zu Rat gezogen, bevor das Militär einen Hilfseinsatz beschließt.

- UFF erfüllte die Kriterien, um vom Militär Überschußmaterial zu bekommen, sagt Johan Schaar, der Leiter von SIDA-s humanitärer Abteilung.

Tatsache ist, daß alle Organisationen, die um eine solche Unterstützung durch das Militär ansuchten, die Bedingungen erfüllten.

- Es ist richtig, daß es sich um keine strengen Kriterien handelt. Es geht um grundlegende formale Bedingungen, sagt Schaar. Die Organisation soll, gemäß dem Militär, "demokratisch" und "schwedisch" sein und soll "mehr als zwei Jahre existiert haben".

- Bezüglich der Tätigkeit der Organisation haben wir überhaupt keine Gesichtspunkte.

Es spielt also keine Rolle, ob leitende Personen in einer Organisation wegen Wirtschaftsvergehen verdächtigt werden?

- Nein. Aber wenn sie sich an uns wenden sollten und um Geld für verschiedene Projekte ansuchten, dann würden wir gegebenenfalls eine gründliche Untersuchung veranstalten. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenn es sich um Überschußmaterial handelt.

Johan Schaar zufolge erhielt UFF im letzten Fall vom Militär volle Container mit Unterwäsche, Wolldecken, Werkzeug und Bestecken.

- Das Material sollte offenbar an eine andere Hilfsorganisation in Mosambik weitergeschickt werden. Aber was dann geschah, weiß ich nicht.

In der Absprache mit dem Militär verspricht UFF, "am letzten Tag jedes Quartals abzurechnen und nachzuweisen, auf welche Weise die Mittel für den beabsichtigten Zweck zur Anwendung kamen". Irgend eine solche Abrechnung ist gemäß dem Militär bisher - zwei Jahre nach dem ersten Beitrag - nicht eingelangt.

Aber der schwedische UFF-Chef Tomas Gregersen behauptet gegenüber Expressen, daß aller wirtschaftliche Überschuß, ebenso wie das Material des Militär, in den verschiedenen Hilfsprojekten der Organisation in Afrika gelandet sei.

- Ich kann dafür garantieren, daß jede einzelne Krone richtig landet.

Gregersens Kollege Trond Narvestad gibt jedoch zu, daß nicht alle Spenden weggeschickt werden - und daß nicht darüber abgerechnet wird:

- Ein Teil der Sachen liegt leider immer noch auf unserem Lager. Das ist sicher unser Fehler.

FAKTEN/Geschenke der Steuerzahler:

UFF erhielt im vergangenen Jahr vom Militär: 15.000 Regenmäntel, 3.000 Regenumhänge, 2.000 Waschbecken, 300 Kochkessel, 40.000 Handtücher, 20.000 Unterziehstrümpfe, 5.000 Eßbestecke, 300 Zeltlampen, 100 Brecheisen, 200 Bogensägen, 500 Feldspaten, 200 Grabspaten und 400 Äxte.

FAKTEN/Tvindbewegung

TVIND. Tvind wurde 1970 in Dänemark vom Lehrer Mogens Amdi Petersen gegründet. Eine Tätigkeit sind die reisenden Volkshochschulen. Gleichzeitig ist Tvind ein multinationales Imperium, das durch Stiftungen und Fonds ( u.a. in Steuerparadiesen wie den Cayman Islands und den Kanalinseln) Unternehmen, Plantagen, Reedereien und außerdem Schulen )In Dänemark etwas 40) besitzt. Einige Länder haben die Bewegung überprüft und versucht, sie zu verbieten.

UFF. U-landshjälp från Folk till Folk [Entwicklungshilfe von Volk zu Volk], eine Beistandsorganisation, die 1979 in Schweden gegründet wurde. Ihre Tätigkeit besteht aus dem Sammeln von Kleidern in aufgestellten gelben Boxen. Gemäß der dänischen Polizei ist UFF eine "Tochtergesellschaft" von Tvind. Vor zehn Jahren unternahm die schwedische SIDA eine Untersuchung, die zeigte, daß nur zwei Prozent des Gewinns für Entwicklungshilfe verwendet werden.

HUMANA. Ein Netzwerk von nationalen UFF-Vereinigungen in 26 Ländern. Das Hauptbüro befindet sich in Simbabwe, Afrika. Ende September dieses Jahres veranstaltete Humana eine Konferenz in Dänemark in den Räumlichkeiten der Tvindbewegung. Bei der selben Konferenz war, gemäß der Website von Humana, UFF Schweden mit einem Workshop vertreten.

PLANET AID. Der amerikanische Teil von Humana. Arbeitet teilweise ebenso wie die schwedische UFF. Wird von Dänen, Schweden und Norwegern geleitet.

DIE LEHRERGRUPPE. Das leitende Organ innerhalb der Tvindbewegung ist die Lehrergruppe in Dänemark. Die Lehrergruppe besteht aus etwas 500 Personen und hat die pädagogische und wirtschaftliche Leitung inne.

TVIND ALERT. Eine Website im Internet, die von Journalisten und ausgestiegenen Mitgliedern betrieben wird. Hier wird die Tvindbewegung kontinuierlich diskutiert und überprüft. Aussteigern zufolge, die auf dieser Site schreiben, kann man die Tvindbewegung mit einer Sekte vergleichen.