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Artikel aus Eindhovens Dagblad vom 07-03-2003

Tvind Alert beweist mit interaktiven Untersuchungen die Kraft des Internet
Website entlarvte dänischen Sektenleiter

Von HAN GOMMEREN

Freitag 7. März, EINDHOVEN. - Diese Woche begann im dänischen Ringkøbing der Strafprozeß gegen Sektenführer Amdi Petersen von der Tvind-Lehrergruppe, in den Niederlanden bekannt als Kleidersammler Humana. Petersen (64) steht wegen Betrug und Unterschlagung von 25 Millionen Euro in Verbindung mit Tvinds staatlich unterstütztem 'humanitären' Fonds vor Gericht. Die dänischen Behörden haben in diese mysteriöse, extrem reiche internationale 'gemeinnützige' Institution dank der Untersuchungswebsite Tvind Alert einen besseren Einblick gewonnen.

Mehr als siebzigtausend 'Hits' hat die im Dezember 1999 errichtete Site tvindalert.org.uk - seit 1. März umbenannt in http://www.tvindalert.com - inzwischen gehabt. Der englische Journalist Michael Durham, früher bei The Observer tätig, richtete die Website ein, um Informationen zu sammeln und auszutauschen. 'Aber wozu es geführt hat, das übertrifft eigentlich meine kühnsten Erwartungen', sagt Durham.

Er gab mit seiner Site eine praktische Anleitung zu einer interaktiven Untersuchung. Daran arbeiten weltweit zahlreiche Menschen mit: Wissenschaftler und Journalisten im In- und Ausland, ausgetretene Mitglieder der auch in den Niederlanden aktiven sektiererischen Lehrergruppe und (ehemalige) Freiwillige der Humana-Schulen, die sich vielfach ausgebeutet und betrogen fühlen. Sie versorgen einander mit Information bis in die kleinsten Details, spornen einander an, nach offenen Fragen zu suchen und neue Fakten zu überprüfen.

Dank dieser Flut von Information konnte die Site den Mythos von Tvinds pseudo-linker Wohltätigkeit anprangern. Nicht nur die 'Dritte-Welt-Projekte' (aus der Kleidersammlung finanziert), mit der Tvind sich in Erinnerung bringt, sondern auch die kommerzielle Tätigkeit, welche die Organisation lieber dem Blick entzieht, kamen gut ins Bild . So wurde deutlich, wie auf den Plantagen der schattenhaften Bewegung in Süd- und Mittelamerika und in Afrika Arbeitnehmer ausgebeutet werden.

Als die Site eingerichtet wurde, war Tvinds mysteriöse Leiter Petersen seit zwanzig Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetaucht. Nun, drei Jahre später, steht er vor Gericht. Das Ex-Mitglied der Lehrergruppe Steen Thomsen ist davon überzeugt, daß Tvind Alert die Aufspürung seines ehemaligen Leiters beschleunigt hat. Thomsen fand über die Website eine Möglichkeit, über die umstrittene Organisation ein Buch zu eröffnen. Der Däne schrieb nach seinem Austreten 1998 einen Bericht für das dänische Unterrichtsministerium, unter anderem über die Mißstände an einer Tvindschule in England, die er jahrelang geleitet hat. Der Bericht kann in voller Länge in Tvind Alert nachgelesen werden.

Thomsen, der über die fehlenden Warnungen der niederländischen Justiz vor Tvind erstaunt ist, ist einer der fünfzehn (ehemaligen) Sektenmitglieder, die aufgerufen sind, gegen den 'Guru' als Zeugen aufzutreten. Sie müssen bestätigen, daß Petersen allein - hinter den Kulissen - die Fäden zieht, auch wenn er es selbst leugnet.

Dank Tvind Alert konnte die dänische Justiz mit ausgetretenen Mitgliedern der Lehrergruppe in Kontakt kommen, die selbst - so traumatisiert wie sie sind - nicht die Öffentlichkeit suchen. Thomsen: 'Tvind Alert zwang die dänischen Behörden, die Jagd auf Tvind zu eröffnen, weil sich die öffentliche Meinung gegen die Organisation zu richten begann.'