http://www.eindhovensdagblad.nl/regioportal/ED/1,2622,1505-Zoeken-Zoeken!!__1374353_,00.html?ArchiefID=1374353

Petersen: "Ich habe nichts beschlossen"

Gründer Humanas bestreitet Leitung der Sekte

Von Han Gommeren

Freitag 20. Dezember, EINDHOVEN - "Ich habe nichts beschlossen; in der Lehrergruppe beschließen wir alles gemeinsam." Dies war wohl vielleicht das typischste Zitat aus der Darlegung, die Amdi Petersen, Gründer der karitativen dänischen Institution Tvind/Humana, diese Woche vor dem Richter in Ringkøbing abgab, wo er sich für den vermuteten Betrug und die Veruntreuung von fast 25 Millionen Euro verantworten muß.

Petersen bestreitet, der Mafiaboß zu sein, für den die dänische Justiz ihn hält. Der Guru und Gründer der sektenartigen Lehrergruppe Tvind, die in den Niederlanden unter dem Namen Humana Lumpen für gute Zwecke sammelt, bestritt während der beiden Prozeßtage hoch und heilig, der Leiter der schattenhaften Gesellschaft gewesen zu sein.

Die Lehrergruppe wurde in den Siebzigerjahren als ein "Freundesklub" mit gemeinsamer Ökonomie und gemeinsamer Zeitverwendung errichtet. Alle Einkünfte legten sie in einen gemeinsamen Topf. Petersen und eine kleine Clique um ihn führten ein Millionärsleben. Die Größe des Vermögens ist unbekannt.

Die Ankläger brachten vorgestern einen Stapel Dokumente herbei, um zu beweisen, daß Petersen (63), der nun seit zehn Monaten im Gefängnis sitzt, der Leiter einer beinahe militärisch eingerichteten Organisation ist. Petersen erhält dabei die Unterstützung seiner Freundin Kirsten Larsen. Dokumente werden häufig mit KLAP (Kirsten Larsen und Amdi Petersen) unterzeichnet. Aussteiger erklären immer wieder, daß Petersen allerdings die eigentliche Spinne im Netz ist.

Der Sturm um Tvind/Humana weht nicht nur in Dänemark, wo das Gerichtsverfahren nun begonnen hat, sondern auch in Schweden, wo Humana im vergangenen Jahr wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten die Anerkennung als karitative Einrichtung aberkannt wurde. Der dänischen Polizei zufolge benützt Tvind die Einkünfte aus der weltweiten Kleidersammlung zur Selbstbereicherung, statt schöne Dritte-Welt-Projekte zu unterstützen.

Vertrauliche Dokumente, die durch die Polizeirazzia bei Tvind im vergangenen Jahr zum Vorschein kamen, beschreiben, wie die Lehrergruppe, mit Humana Niederlande als Vorbild, Geld aus der Kleidersammlung in Europa, das für Entwicklungshilfe bestimmt ist, über Afrika wieder zurück an die Mutterorganisation in Dänemark schleust. Obwohl Humana Niederlande bestreitet, etwas mit Tvind zu tun zu haben, bekleiden Mitglieder der Lehrergruppe Schlüsselpositionen im Vorstand und in der Direktion.

In Belgien werden zu Beginn des nächsten Jahres acht Mitglieder der Tvind-Lehrergruppe wegen Geldwäsche von fünf Millionen Euro vor den Richter gebracht. Einer der Verdächtigten und Mitglied der Lehrergruppe ist der Däne Flemming Gustaffson, der im niederländischen Humanabetrieb ConMore, das von Humana in Europa Kleidung für Exportzwecke kauft, eine Schlüsselrolle spielt. Gustaffson wurde früher in Ungarn wegen Abgabenhinterziehung gesucht.

Der Prozeß gegen Petersen wird am 7. Januar fortgesetzt.