Tønsbergs Blad, Mittwoch 21. Mai 1997 - Nachrichten - Seite 23

Viele plagen sich mit Problemen ab

Tønsberg: Eine Gruppe von acht bis zehn Personen mit Enok Riksfjord aus Vear an der Spitze ist nun dabei, einen Unterstützungsverein für Leute einzurichten, die mit der Christlichen Gemeinde - auch Smiths Freunde genannt - gebrochen haben. - Unsere Absicht ist es, Leuten zu helfen, die in Probleme geraten sind, nachdem sie in der Sekte waren, sagt Riksfjord.

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Anne Vestad
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- Es gab in den letzten Jahren eine bedeutende Turbulenz in und um die Sekte Smiths Freunde. Besonders im letzten Jahr gab es dramatische Enthüllungen mit Gerichtsverfahren im In- und Ausland, und es gab in Verbindung damit viele Stellungnahmen von Leuten, die früher der Sekte angehörten - jeder einzelne mit seiner besonderen Geschichte, die er zu erzählen hatte, und seinen besonderen Problemen, die ihn plagten. Aber vieles davon sind doch allgemeine Probleme, die viele betreffen, und wir fanden es daher für richtig, uns zu sammeln und einen Unterstützungsverein zu gründen, sagt Enok Riksfjord, der selbst in der Gemeinde aufwuchs.

Ergriff die Initiative

1991 hörte Riksfjord auf, zu den Treffen der Gemeinde zu gehen, aber erst 1995 erfolgte der endgültige Bruch. Nun haben er und eine Gruppe weiterer Personen in ähnlicher Lage die Initiative ergriffen, einen "Unterstützungsverein" für Ex-Smiths Freunde zu gründen, und Riksfjord rechnet damit, daß ein formeller Vorstand noch vor dem Sommer gebildet wird.

- Es kann unglaublich hart und schwierig sein, einen solchen Schritt zu tun und mit einer Sekte zu brechen, in der du aufgewachsen bist. Hier hast du dein ganzes soziales Netzwerk, Freunde und Familie. Brichst du aus, so wird dies gleichzeitig ein Bruch mit alten Freunden, die mit dir nichts mehr zu tun haben wollen. Da gehen Trennungslinien quer durch Familien - Kinder, Eltern und Großeltern, die sich starrköpfig gegeneinander stellen und die nicht mehr miteinander reden können. So etwas tut weh und ist für viele schwierig, und es wird eine der wichtigsten Aufgaben des Unterstützungsvereines sein, den Leuten in solchen Situationen zu helfen, sagt Enok Riksfjord.

- Zu welcher Art von Problemen führen diese Dinge ?

Psychische Probleme

- Viele haben selbstverständlich psychische Probleme in wechselndem Ausmaß. Aber Depressionen, Angst und Schuldgefühle treten sehr oft auf. Nach Jahren in der Sekte gibt es viele, die mit einem zerbrochenen Selbstbild, Furcht vor Verlorenheit, Gedanken an Verdammnis, weil man die Gemeinde verlassen hat, und Furcht davor, daß die Strafe Gottes jederzeit einen selbst oder seine Nächsten treffen könnte, zurückbleiben. Hat man gelernt zu glauben, daß alle, die nicht den Smiths Freunden angehören, verloren sind, daß die Verweigerung des Gehorsams den Sektenleitern gegenüber das selbe ist wie die Verweigerung des Gehorsams Gott gegenüber, so schüttelt man dies nicht mit einer Handbewegung ab - bei manchen sitzt das für Jahre fest, sagt er.

Er betont, daß der Unterstützungsverein von einer nichtreligiösen Grundlage aus arbeiten und daß die Informationsarbeit das Primäre sein soll. Die Vereinigung wird Fachleute und Experten auf mehreren Gebieten, sowohl aus Religion und Theologie als auch aus Psychologie, Pädagogik, Anthropologie und verschiedene gesundheitsbezogene Expertise einbeziehen. Man möchte Information und Wissen über die Sekte verbreiten und möchte auch einige Male im Jahr ein eigenes Blatt herausgeben.

- Besonders in der ersten Zeit nach dem Bruch mit der Sekte wird es für die Betreffenden wichtig sein, Hilfe und Unterstützung zu erhalten. Dies ist jedoch zusätzlich eine Möglichkeit, mit anderen in der gleichen Situation den Kontakt aufrecht zu erhalten. Wir wollen nämlich auch eine informelle Sammlungsstätte für Menschen sein, die das Bedürfnis haben, mit Gleichgesinnten zu sprechen, sagt Enok Riksfjord.