Quelle: http://forlosning.com/cgi/indexpage.cgi?http://forlosning.com/vestibylen/topic.asp?TOPIC_ID=69&FORUM_ID=4&CAT_ID=2&Topic_Title=Svar+fra+Sigurd+Johan+Bratlie&Forum_Title=Smiths+Venner

Von Johan Velten, 30.3.2001

Nachdem er einige Arbeitsaufgaben bewältigt hatte, die ihn viel Zeit gekostet haben, sandte Sigurd Johan Bratlie Bratlie mir ein ausführliches Mail als Antwort auf meine Anfrage. Ich muß ihn der Genauigkeit seiner Lieferung rühmen: seine Antwort kam fast auf den Tag genau, den er vor einigen Wochen angegeben hatte. In seiner Antwort geht er wenig auf die konkreten Umstände ein, die ich mit ihm besprechen wollte, verteidigt jedoch seinen Standpunkt und seine Einstellungen auf den wichtigsten Gebieten. Deshalb meine ich, daß seine Antwort ein aktueller Beitrag zur Debatte ist. Ordnungshalber bat ich ihn, das, was er mir geschrieben hatte, nochmals durchzusehen, um sicherzustellen, daß es das sei, was er vermitteln wollte, wenn ich seine Antwort hier in der Netzseite publiziere. Er hat diese Anfrage nicht beantwortet, was ich als Bestätigung dafür auffasse, daß dies, was er schreibt, deckend ist.

Antwort von Sigurd Johan Bratlie:

An Johan Velten!

Für mich ist es merkwürdig, das zu lesen, was du schreibt. Besonders mit dem Gedanken daran, daß Du vor 30 Jahren die Gemeinde verlassen hast. Am Sonntag, dem 18. März hatten wir ein Brunstadfest in Lahti in Finnland. Es wurde im Sibeliushaus abgehalten und über Satelliten nach ganz Europa, den mittleren Osten, Nordafrika, Südafrika (RSA), Nord- und Südamerika übertragen. Die eingesammelte Kollekte wurde auf das Konto von DKM (Den Kristelige Menighet, - Die Christliche Gemeinde, Anm.d.Übers) in Brunstad eingezahlt.

Gunnar Gangsø hatte in Finnland die Hauptverantwortung. Martti Gerlander leitete das Fest. Du bist 30 Jahre lang fortgewesen. Das Fest wurde sehr professionell abgehalten - so weit ich weiß, ohne deinen beratenden Beistand. Aber da ich in Finnland war, hörte ich mich bei verschiedenen Freunden etwas um, ob sie Dich kannten und warum du damals Finnland verließest. Ich bekam eine sonderbare Geschichte zu hören.

Du schreibst in Verbindung mit Aksel J. Smith: "So phantastisch war das wohl nicht." Laß mich an das Wort Jesu erinnern, daß man den Baum an seinen Früchten erkennen soll. An diesem Wochenende in Finnland bekam wir einige der Früchte zu kosten, die Aksel J. Smiths hinterlassen hat. Soweit ich sehen konnte, war Dein "Fruchtkorb" nicht gegenwärtig. Wie Du dich auf dieser Grundlage überhaupt über Aksel J. Smith auszusprechen wagst, ist für mich schwierig zu verstehen, aber ich stelle dies ja leider fest.

Im gleichen Brief im Abschnitt davor schreibst Du. "Ich erlebte nicht, daß mir die endlosen Reihen allegorischer Erläuterungen von Schriftstellen etwas gaben." Nun ja, dies verrät doch wohl mehr über Dich selbst als über das Blatt, das nun in sein neunzigstes Jahr geht (ununterbrochen, trotz vieler zeitweise düsterer Prophezeiungen) und in 12 Sprachen übersetzt wird - soweit ich sehen kann, ohne Deiner Beratungsdienste zu bedürfen . Außerdem werden die Schriften der Gemeinde in etwa 30 Sprachen übersetzt - weiterhin ohne Deine Hilfe.

In einem der Mails an mich schreibst Du: "Wie du wahrscheinlich in dem, was ich schreibe, ahnen kannst, liegt dies meinem Beruf sehr nahe." Wenn dies Deinem Beruf sehr nahe liegt, Johan, muß ich nur erkennen, daß das Sprichwort "Die Welt will betrogen sein", weiterhin gilt. Selbst ein so einfaches Ding wie mein Alter hast Du nicht überprüft - was du tun hättest sollen, wenn es Dein Beruf gewesen wäre, wozu du mich ermahnst, nämlich selbst "stark in der Sache" zu sein. Du schreibt: "Ich schätze, daß du etwa 15 Jahre alt warst, als ich 1972 austrat." Fehlschluß, Johan! Wie alt ich 1972 war, kannst du selbst herausfinden, aber meine Frau Ingrid und ich feierten 1999 die silberne Hochzeit, und ich war NICHT 17, als ich heiratete.

Dann schreibst Du: "Ich dichte verhältnismäßig frei auf Grund der eigenen Lebenserfahrung und eigenen Phantasie." Das verstehe ich ausgehend von dem, was Du schreibst, Johan, und für Deine Lebenserfahrung und Deine Phantasie gibt es bei der Leitung der Gemeinde keinen Bedarf - auf jeden Fall solange nicht, als ich dort der Vorsitzende bin - oder Kåre J. Smith die .Hauptverantwortung für die Gemeinde trägt - sowohl in Brunstad als auch international. Das kann ich Dir versichern, und Du bestätigst es ja selbst, indem Du folgendes behauptest - was tatsächlich stimmt: "Ich glaube, Sigurd Johan hat den Wunsch, ein guter Leiter zu sein, und er nimmt seine Aufgabe ernst." Ich bin, wie Jesus sagt, in die Arbeit anderer eingetreten - und baue darauf weiter - als Nachfolger - auf IHREM Glauben, wie wir in Hebr. 13, 7 ermahnt werden. Dahinein fällt zumindest die Arbeit von Aksel J. Smith für die Gemeinde und für das Versammlungszentrum Brunstad. Es ist für mich tatsächlich UNMÖGLICH zu sehen, was du, Johan, hier verloren hast - nach 30 Jahren Abwesenheit von der Gemeinde und unserer Tätigkeit. Würde ich auf Deinen Rat hören, dann hätte ich meine Aufgabe NICHT ernst genommen und wäre KEIN guter Leiter. Als Leiter beschwert mich auch überhaupt nicht der Gedanke an jene, die uns verlassen haben. Dazu haben ich in meinen Gedanken allzu viele interessante Herausforderungen, die allen, die uns NICHT verlassen haben, Leben und Wachstum geben.

Ansonsten möchte ich einen Herzensseufzer zitieren, den N.N. (der Name wurde von Johan Velten nach Beratung mit dem Betreffenden selbst entfernt) neulich in einem Brief an Alf Gjøsund mit Kopie an mich schrieb: "Aber sie haben uns nicht um Rat gefragt und würdigen wohl nicht die Ratschläge, die sie bekommen?" Er kennt uns offensichtlich VIEL BESSER als Du, Johan, aber er war ja auch die ersten 20 von den 30 Jahren, nachdem Du uns verlassen hast, unter uns. Ich entschied mich, ihm so zu antworten: "Nein, NATÜRLICH NICHT, Ihr glaubt ja an Lügen und Gerüchte, wir glauben daran, daß uns DIE WAHRHEIT FREIMACHEN (ERLÖSEN) WIRD. Wir bauen weiter; was habt ihr denn getan, seit ihr uns verlassen habt ...??? Sollten wir Euch um Rat fragen ???? NATÜRLICH NICHT !!! Wir nehmen uns nur dann und wann einmal Zeit, Euch zu antworten !!!"

Diesmal habe ich mir Zeit genommen, Dir zu antworten, Johan. Mit den Aufgaben, die ich daheim und in der Gemeinde - sowohl national als auch international - zu erfüllen habe, scheint mir das Leben zu wertvoll zu sein, als daß ich weitere Zeit für einen Dialog mit Dir verwendete, Du, der Du selbst bestätigst, daß Du von "verhältnismäßig freier Dichtung und eigener Phantasie" aus schreibst. Dazu bin ich zu realistisch und nehme deshalb meine Aufgaben ernst genug, um über meine Zeit besser zu disponieren. Daher ist es für mich in nächster Zeit völlig unaktuell, Dir auf alle Deine phantasievollen Schreibereien zu antworten - ungeachtet an wen du sie richtest oder wer Freude daran finden könnte, sie zu veröffentlichen.

Die Gemeinde steht in Zukunft vor großen Herausforderungen. Ebenso das Versammlungszentrum Brunstad. Ebenso die örtlichen Gemeinden ringsum in den mehr als 60 Ländern, in denen wir repräsentiert sind.

Ich hoffe, Du bist soweit professionell, daß Du meine Entscheidung respektierst, Dir nicht mehr auf Deine Dichtung und Deine freie Phantasie zu antworten. Besonders angesichts des Umstandes, daß Du seit 30 Jahren nicht mehr dabei warst - 30 AKTIVE Jahre für die Gemeinde - sowohl geistig als auch wirtschaftlich. Und von diesen 30 Jahren hatte die Gemeinde in den letzten 10 Jahren - NACHDEM einige verhältnismäßig wenige sich entschieden, uns zu verlassen - das allergrößte Wachstum auf ALLEN Gebieten, sowohl in Norwegen als auch international Dies nur zum Nachdenken ...!

Nicht zuletzt haben die letzten 10 Jahre gezeigt, was den wenigen, die uns verließen, gelungen ist, oder mit einem besser beschreibenden Ausdruck, was ihnen nicht gelungen ist: Das zu schaffen, was wir, die wir dabeiblieben, geschaffen habe - trotz Prophezeiungen über das eine oder andere, das uns drohen würde - alles zusammen leere Worte und Wortspenden, die sich mit der Zeit als machtlos zu Boden fallend erwiesen haben.

Aber glücklicherweise gibt es auch in Norwegen und international seriöse Kapazitäten, die sehen, wofür die Gemeinde steht und welche Ergebnisse wir mit Gottes Gnade sowohl geistig als auch wirtschaftlich erreicht haben. Ich nehme es als selbstverständlich an, daß Du als "professioneller Ratgeber" dafür Verständnis hast, daß ich mich in Zukunft dafür entscheide, für solche seriösen Anfragen statt für Dich Zeit einzuplanen.

Du drückst den Wunsch aus, mit mir besser bekannt zu werden und mich zu treffen. Das ist soweit nett, aber ich habe so viele Einladungen sowohl in Norwegen als auch international, daß ich keine Zeit habe, allen Folge zu leisten. Du stehst daher weit hinten in der Warteschlange, Johan. Nun habe ich Deine E-Mail-Adresse, und sollte ich ein oder das andere Mal in Zukunft freie Zeit für Deine Geschichten/Dichtungen und/oder Ansichten/Phantasien haben, dann werde ich Dir Bescheid geben. Bis auf Weiteres verlaufen unsere Lebenswege wohl getrennt. Daher bitte ich Dich auch, keine Vorschläge für Beiträge oder andere phantasievolle Schreibereien in meinem Namen zu verfassen. Es ist besonders unprofessionell, so etwas zu tun, wenn du nicht einmal im Voraus mit mir diesbezüglich Kontakt aufgenommen hast.

Denn trotz aller Schreibereien und aller Meinungen sind es die Ergebnisse, die Früchte, die zählen - ob es sich nun um mich oder um Dich handelt - ob es um jene geht, die sich entschlossen haben, im Laufe der Zeit die Gemeinde zu verlassen, oder ob es um die Gemeinde geht, die zu verlassen jene sich entschlossen! 1 Joh 2, 19. Es war wohl nicht ohne Grund, daß Jesus erwähnte (es steht in dem Buch, das Du, wie Du schreibst, gerne liest), daß man den Baum an den Früchten erkennen soll. Mt. 12, 33.

Abschließend möchte ich Dir weiter Glück im Leben wünschen - mit dem, was Du am besten kannst (dichten und phantasieren?) - so arbeite ich als Glaubender und mit Gottes Gnade weiter, gemeinsam mit jenen, welche die Gemeinde nicht verlassen haben, denn das kann ich am besten - mit den Aufgaben, die ich zu jeder Zeit INNERHALB der Gemeinde habe, Aufgaben, die offenbar so gute Ergebnisse erzielt haben, daß selbst Du, Johan, begonnen hast, Dich dafür zu interessieren.

Grüße
Sigurd Johan Bratlie


Von Johan Velten, 31.3.2001

Lieber Sigurd Johan

Danke für die Antwort auf meinen Beitrag. Es könnte so aussehen, daß es mit dem Dialog zwischen uns sehr langsame Fortschritte machte, aber ich möchte mich gerne bemühen, etwas zustanden zu bringen. So wie ich es sehe, wird es in einem solchen Dialog nur Gewinner und keine Verlierer geben. Wenn der Dialog zu einem wechselseitigen Monolog mit Steinwürfen wird, dann gibt es Verlierer, aber auch da ist es nicht leicht, einen Gewinner auszumachen. Weder der, welcher steinigt, noch jener, der gesteinigt wird, gewinnt etwas. Darauf aufmerksam zu sein erscheint mir wichtig.

Ich gehe davon aus, daß die Frage, wie alt Du im Jahre 1972 warst, weder für Dich noch für mich ein zentraler Punkt ist. Ich selbst war damals 25, und ich sprach leichtfertig mit Solveig darüber, wie alt Du damals gewesen sein konntest, und ich verstehe, daß wir uns bei unserer Schätzung grob geirrt haben. Das tu mir leid.

Stilmäßig fällt Deine Antwort an mich in das etablierte Kommunikationsmuster, von dem ich nicht sehen kann, daß jemandem damit gedient ist. Ich möchte gerne klarlegen, was ich vorzubringen versuche. Es gibt viele schmerzhafte Erinnerungen, die zu einer negativen Aufmerksamkeit bezüglich der Gemeinde führen, und dies schadet sowohl den Betroffenen als auch der Sache. Mit verhältnismäßig einfachen Mitteln könnte dieses leidige Kapitel abgeschlossen werden. Die Art der Kommunikation, für die Du Dich /Ihr Euch entscheidet, trägt selbst zur negativen Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit bei. Das ist wohl keine Unterstellung. Beispiele für schlechte Kommunikation können Deine Andeutungen einer "sonderbaren Geschichte" sein, die du zu hören bekamst, als du dich umhörtest, welche Erinnerungen an mich die Leute in Finnland hatten. Meines Wissens gibt es dort heuten niemanden, mit dem ich 1967 Kontakt hatte, daher habe ich es schwer zu verstehen, was "jemand" anzudeuten versuchte. Was sie mitzuteilen haben, könnten höchstens einige lose Gerüchte sein. Ungeachtet dessen habe ich keine Probleme damit, aber es ist ein Beispiel für schlechte Kommunikation.

Deine Kommentare über meine Professionalität fallen in dasselbe Muster. In der Schnelligkeit sehe ich zwei mögliche Auslegungen Deiner Andeutungen: 1) Ich persönlich bin ein reiner Bluff, und daß ich überhaupt imstande bin, meinen Beruf in dieser Branche auszuüben, ist eine Bestätigung dafür, wie leicht die Welt zu täuschen ist; 2) Du hast Kontakt mit schwergewichtigen Experten meines Faches, die eine Beurteilung meiner Arbeit und meiner Standpunkte vorgenommen haben und die zum Schluß gekommen sind, daß diese tragisch minderwertig sind.

Mein Schreiben an Dich ist als eine ehrliche Einladung zu einem Dialog gemeint und ich hatte auf eine konkretere Antwort auf die Fragen gehofft, die ich stellte. Es ist möglich, daß meine Formulierungen nicht die besten sind. Es gibt immer Raum für Verbesserungen, aber wenn wir etwas zustande bringen wollen, müssen wir versuchen, einander zu verstehen und nicht, einander mißzuverstehen.

Den Kommentar, daß Ihr imstande wart, im Sibeliushaus ohne meine Hilfe eine wohlgelungene Veranstaltung abzuhalten, fasse ich als scherzhafte Bemerkung auf. Mit der Erfahrung, die Ihr habt, große internationale Versammlungen innerhalb eines eng begrenzten Zeitrahmens abzuhalten, kann ich mir schwer vorstellen, daß es Bedarf an Unterstützung gibt. Ihr seid vermutlich in Norwegen auf diesem Gebiet die Besten. Nach und nach seid Ihr wohl auch auf dem Gebiet des professionellen Fundraising ganz gut geworden. Wenn es aber zur Kommunikation mit der Umwelt kommt, dann erlebe ich, daß ihr nicht besonders gut seid. Der herablassende und provozierende Stil, für den Ihr Euch entschieden habt, ist kontraproduktiv. Er wirkt gegen seine Absicht. Hier benötigt Ihr offenbar am meisten Hilfe, aber ich will damit nicht sagen, daß es unbedingt meine Hilfe sein muß. Es gibt viele gute Alternativen. Als engagierter Bürger der Gesellschaft und mit vielen warmen Gefühlen für viele der betroffenen Personen möchte ich jedoch etwas darüber sagen, was ich sehe. Ich würde es als Schwäche betrachten, mich nicht darüber zu äußern.

Die Kommunikation mit der Umwelt ist ein Problem, das sich an der Oberfläche zeigt, das aber vielleicht mit einem tieferen Phänomen zusammenhängt. Angesichts der vielen zerstörten Familienverhältnisse und der vielen Kinder und Jugendlichen, die nach der Machtübernahme 1992 leiden mußten, erlebe ich Deinen Kommentar als zynisch: "Als Leiter beschwert mich auch überhaupt nicht der Gedanke an jene, die uns verlassen haben. " Bisweilen erhalte ich den Eindruck, die Gemeinde sehe den Zynismus als eine Tugend Christi an, während Großzügigkeit, Respekt und Gleichwertigkeit als sündige Geneigtheit oder eventuell als "Schwäche" betrachtet werden. Ich gehe davon aus, daß das nicht stimmt, aber die Redeweise erweckt einen solchen Eindruck.

Was Wahrheit und Lüge betrifft, kommentierte ich Dein Gespräch mit Lowell Streiker, wie es auf Seite 121 in seinem Buch zitiert wird. Da behauptest Du, daß die Leitung von DKM Brunstad niemals dazu beigetragen hat, jemanden hinauszuwerfen. Ich kann nicht sehen, daß dies wahrhaftig ist, und ich merke, daß DU Dich dafür entschieden hast, meine Bemerkung zu übersehen. In diesem Licht kann es etwas merkwürdig sein zu behaupten, man sei selbst ein großer Liebhaber der Wahrheit, während "alle" anderen die Lüge liebten. Hier wirst Du in Deiner Redeweise so pompös, Sigurd Johan, daß es an das Törichte grenzt. Hier muß ich etwas deutlicher werden: Hör mit diesem Unsinn auf. Wie ich früher in unserer Korrespondenz erwähnte, kann man so mit den Lügen anderer beschäftigt sein, daß man vergißt, seine eigenen Lügen auszuforschen.

Ich kann Dir bei Deinen Betrachtungen folgen, daß Du "in die Arbeit anderer eingetreten bist und auf ihrem Glauben weiterbaust". Es ist wohl der Traum jeden Vaters, daß der Sohn (es handelt sich hier meist um Vater-Sohn-Beziehungen) sich dafür interessieren soll, womit sich der Vater beschäftigt, und seine Arbeit weiterführen soll. Das norwegische Erbrecht beruht gerade auf diesem Gedanken. Auf dieser Basis sehe ich es als eine ganz natürliche Korrektur an, daß Du auf Kåre Smith als Leiter bei DKM Brunstad folgtest. Soviel ich mich erinnern kann, war Deine Mutter Rachel älter als Kåres Vater Helge, und damit sollte Dir das Erbrecht zustehen. Wenn ich es richtig verstanden habe. Außerdem hast Du ein doppeltes Erbe einzulösen, sowohl von Smith als auch von Deinem Vater Sigurd Bratlie.

Wie ich Dir gegenüber erwähnte, hatte ich größere Ausbeute davon, die "Wege des Herrn" zu lesen, als das Blatt "Verborgene Schätze", und, wie Du sagst, ist es möglich, daß dies mehr über mich selbst als über das Blatt sagt. Es gibt jedoch ein Lied, an das ich mich im Liederbuch klammerte, Nr. 327. Dein Großvater (JOS = Johann Oskar Smith, Anm.d.Übers.) schreibt hier: "Nun, da der Drache dort in Babylon längst zu Staub geworden ist, und der Priester keine Nahrung mehr benötigt, da sollte man glauben, die Welt sei von diesem Unsinn befreit. Doch es lebt weiterhin unter dem Namen 'Gottes Sache'". Große Häuser und viel Geld sind heute "Gottes große Sache". Jesu hier auf der Welt benötigte nur so wenig. Ist vielleicht Bel mit im Spiel? Ja, wir werden wohl eines Tages sehen, Daniels Scheinwerfer sollte seinen Besuch abstatten. Für mich sieht es so aus, daß es im geistigen Erbe etwas gibt, das Du noch nicht lüften konntest. Beim Durchlesen Deines Mail gab Solveig einen spontanen Kommentar zu neuen Wortepaaren ab. In unserer Erinnerung war Gottesfurcht + Genügsamkeit ein natürliches Wortepaar. Du benützt wiederholte Male das Wortepaar Geistig + Wirtschaftlich.

Ich glaube, Dein Großvater würde dem verständnislos gegenüberstehen. Mülius, der Deinen Vater 1919 (oder war das 1920?) mit der Gemeinde in Kontakt brachte, erinnerte sich an die Besorgnis Deines Großvaters über die Entwicklung am Ende seines Lebens. "Wie soll das gehen, Mülius" war seine besorgte Reaktion, als er die starke Konzentration sah, die man nach und nach auf die zahlenmäßige Ausbreitung der Gemeinde gelegt hatte. Es waren äußerliche Ambitionen, während er selbst mehr Wert auf innere Ambitionen gelegt hatte.

Ausgehend von der Einleitung Deines Mail verstehe ich, daß die Kollekte der Hauptzweck bei der Veranstaltung in Lahti war. Ich habe die Zahl 16,2 Millionen gehört, was man als ein gutes Ergebnis betrachten muß. Ich ahne einen zufriedenen Unterton, wenn Du sagst, das Geld wurde auf das Konto von DKM Brunstad eingezahlt. Ein Kennzeichen einer Spende ist, daß der Spender auf jedes Dispositionsrecht über die Spende verzichtet. Persönlich erlebe ich es als vulgär, daß Du solche Freude über die Größe der Kollekte in Lahti ausdrückst. Wenn dies mit Aussagen unterstrichen wird wie "So weit der Himmel von der Erde entfernt ist, so weit ist Demokratie vom Leibe Christi entfernt", dann ist dies ein Bescheid dafür, daß der Spender jeder Möglichkeit entsagt hat, die Dispositionen zu beeinflussen. Die Geschichte zeigt, daß Macht korrumpiert und absolute Macht absolut korrumpiert. Daher ist es klug, einige Korrektive bereit zu halten. Die Mindestanforderung, die Du stellen solltest, um Dich gegen Korruption abzusichern, wäre eine öffentliche Zugänglichkeit des Rechenschaftsberichtes, eine unabhängige Revision und eine Appellinstanz für jene, die sich von leitenden Personen ungerecht behandelt oder gequält fühlen.

Deine Betrachtungen darüber, was die Ausbrecher (nicht) zustande gebracht haben, scheint mir wenig einsichtsvoll zu sein. Wenn die Umstürzler die ganze Infrastruktur beschlagnahmten, leuchtet es ein, daß es Zeit kosten würde, eine sichtbare neue Struktur aufzubauen. Aber vielleicht ist das nicht so wichtig. Vielleicht soll das Bibelwort buchstäblich verstanden werden, daß "wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, ich mitten unter ihnen bin" (aus dem Gedächtnis zitiert). Übrigens scheint es mir sehr beachtlich, daß man sich ohne Forderung nach 100%-iger Einigkeit in jeder Frage versammeln kann. Hier muß ich zugeben, daß ich mich auf dünner Grundlage äußere. Ich weiß eigentlich nicht, wer sie sind, habe aber einen gewissen Eindruck erhalten durch das, was ich in den letzten 3-4 Wochen in forlosning.com gelesen habe. Es sieht so aus, als ob die Entwicklung von Besitz und die Größe der Kollekten kein zentraler Punkt bei den Versammlungen in Våle, auf Hedmarkstoppen und in Fredtun wären. Es ist möglich, daß ich mich hier irre, aber das macht in diesem Fall Deine herablassenden Kommentare nicht viel besser.

Ich verstehe, daß Du empört bist über das, was Du für Kommentare über Deinen Onkel Aksel Smith hältst. Das ist ein Mißverständnis. Wie ich sagte, habe ich an ihn nur positive Erinnerungen. Meine Kommentare sind gegen jene gerichtet, die gerne die Erinnerung an ihn ehren wollen und die in euphorische Lobpreisungen verfallen, die, wie es mir scheint, dem Toten nicht zu besonderer Ehre gereichen. Ich erlebe sie als proportionslos und damit inhaltslos. Dies sind meine subjektiven Auffassungen und ich sehe ein, daß andere es anders erleben können. Ich habe keine negativen Bemerkungen über Aksel Smith als Person. Ich kommentiere die Nekrolog-Verfasser, nicht den Verstorbenen.

Wenn es Dir schien, daß meine Schreibereien in forlosning.com kränkend oder provozierend waren, dann tut mir das leid. Was ich vorbringen möchte, ist, daß man mit einem anderen Kommunikationsstil zwischen den Partnern, die sich auf dieser Internetseite aussprechen, bessere Ergebnisse erreichen kann. Ich bin ziemlich überzeugt, daß niemand dies wie Dein Brief aufgefaßt hat. Die Leute haben verstanden, daß dies ein Diskussionsbeitrag in neuer Form war, und es kamen viele positive Kommentare. Von allen Seiten. Die vielen Mails, die ich erhalten habe, sowohl von DKM Brunstads Mitgliedern als auch ehemaligen Freunden, zeigten mir, daß sie das Wesentliche daran verstanden hatten und an der Fortsetzung sehr interessiert waren. Dies zeigt auch, daß forlosning.com einer wichtigen Funktion als Diskussionsforum für jene dient, die drinnen sind und die wegegangen sind. Zwischen 500 und 1000 Besucher pro Woche zeigen mir, daß es viele der "Deinigen" sind, die dieses Portal frequentieren.

Die Mails, die ich bekommen haben, bestätigen dies ebenfalls. In einem solchen Treffpunkt liegen einige Möglichkeiten. Diese sollte man für alles, das es wert ist, konstruktiv ausnützen..

Ich möchte gerne die folgenden Fragen besprechen:

? Die starke Konzentration negativer Gefühle zwischen ehemaligen Smiths Freuden und der Leitung von DKM Brunstad ist für alle Seiten destruktiv. Es muß der Mühe wert sein, diese Debatte endgültig abzuschließen. Auf eine würdige und gute Art.

? Die Spaltung im Jahre 1992 (stimmt die Jahreszahl?) hat viele Schmerzen, Trauer und Entbehrungen verursacht. Es wäre direkt rücksichtslos, wenn nicht unbarmherzig, nicht damit zu tun haben zu wollen.

? Ich und viele andere mit mir wollen gerne zur Versöhnung und zum Abschluß eines schmerzhaften Kapitels im Leben vieler beitragen. Mein Spiel mit dem Gedanken an ein Verbrüderungstreffen kann völlig irrelevant und uninteressant sein. Aber ich glaube, daß man viel gewinnen kann, wenn man ein wenig in neuen Bahnen denkt. Und nochmals: bei einer solchen Versöhnung würde es nur Gewinner geben.

Die vielen Diskussionsbeiträge und nicht zuletzt, die Mails, die ich sowohl von "Freunden" als auch von "Feinden" erhalten habe, zeigen mir, daß mit diesem Thema, das ich anschnitt, starke Interessen verbunden sind. Ich weiß, daß es große Erwartungen auf eine Fortsetzung der Diskussion gibt, und ich möchte gerne mit Dir bezüglich einer Annäherung zusammenarbeiten, die alle Beteiligten vorwärtsbringt und mit der Du leben kannst. Vielleicht treffen wir einander zu Ostern, entweder in Stavanger oder hier in Oslo?

Beste Grüße
Johan


Von Jørgen Vestergaard, 31.3.2001

Mt 28.18: "Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: 'Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.'" In dieser Autorität drückte sich Jesus auch über Herodes und die Pharisäer aus - wohl wahr! Nirgends steht, daß WIR so sprechen sollen.

In der Bergpredigt steht, wie WIR uns unserem Nächsten gegenüber benehmen sollen. Z.B.: "... und wer zu seinem Bruder sagt: 'Du Dummkopf!', soll dem Hohen Rate verfallen sein: und wer zu ihm sagt: 'Du Narr!', soll dem Feuer der Hölle verfallen sein." Das gilt wohl ohne Rücksicht ...?

Bei Gott gibt es kein Ansehen der Person. Herrliche befreiende Wahrheit!!!

Freundlichst
Jørgen Vestergaard


Von Bjørn David Bratlie, 31.3.2001:

Gibt es Grund zu glauben, Sigurd Johan habe seine Wortwahl von einem augenblicklichen Eifer aus getroffen? In einem solchen Fall hat der Eifer nun bald 10 Jahre gedauert. Bei einer Aufteilung des Besitzes in Hamar im Jahre 1992 war die eine Seite die Gemeinde und die andere Seite Belial. Die Teilung erfolgte unter der Voraussetzung, daß zwischen diesen beiden Gruppen keine Verbindung mehr bestehen sollte. Der Gegenstand des Bekenntnisses war Kåre Smith.

Aber bedauerlicherweise kam das Ziel in dieser Debatte außer Sicht. Ein Schreiber rechtfertigt Sigurd Johans Wortwahl. Aber was befindet sich noch im Sündenregister der Smiths Freunde? Der ursprüngliche Hauptpunkt der Debatte war, daß die Ausbrecher hauptsächlich deshalb weggingen, weil sie für ihren Hinweis auf Sünden, Unwahrheiten und Unrecht bei den Smiths Freunden keinen Widerhall fanden. Ein Einsender von den Smiths Freunden meint, Sigurd Johann sei von normaler Höflichkeit ausgenommen. Er sei also voll berechtigt, Leute auszuschelten, die tugendhafter als er selbst sind, weil er ein Gottesmann bei den Smiths Freunden sei. Es ist schwierig, bei der Leitung der Smiths Freunde irgend eine biblische Moral zu erblicken.

Die Parole scheint zu sein: Ohne Barmherzigkeit. An wen kann jemand bei den Smiths Freunden appellieren, der versucht, sich vor den Smith Freunden zu schützen? Ich weiß es nicht mehr. Ihr, die Ihr bei den Smiths Freunden seid und immer mehr Bedenken über die Entwicklung habt, müßt euch darüber klar sein. Ihr habt das Wort Sigurd Johans über eurem Schicksal. Wir haben gesehen, daß es ihn nicht kümmern wird, wie immer es ausgeht. Ein Teil der Aussagen deutet darauf hin, daß Brunstads Bankkonten wichtiger sind als Menschenschicksale.

Grüße
Bjørn David Bratlie