Sandefjord, 20. September 1995 - Seite 3

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Alle Macht an Brunstad

- Die Leitung der Smith Freunde auf Brunstad in Stokke hat Macht über die Smiths Freunde in der ganzen Welt, berichtet Aage Riksfjord, der 1991 die Gemeinde verließ. - Das einzige Sprachrohr der Leitung ist Bjørn Kronstad, der Ältestebruder in Sandefjord.

Von Mette Halvorsen

Die Machtkonzentration auf Brunstad ergibt sich aus den Vorschriften der Gemeinde, Der Paragraph 3.2 dieser Vorschriften verlangt, daß von den fünf Mitgliedern der örtlichen Leitungen eines von der Leitung in Brunstad ernannt wird. Im Paragraph 4.1 und 2 wird festgesetzt, daß bei allen Beschlüssen, die nicht Einstimmigkeit erreichen, die Leitung in Brunstad die Entscheidung trifft.

In der Praxis bedeutet das, daß das eine Leitungsmitglied aus Brunstad entscheidet, ob Liegenschaften der örtlichen Gemeinden in Deutschland, Bergen, Österreich oder Sandefjord verkauft, niedergerissen oder ausgebaut werden sollen. Außerdem bestimmen die Paragraphen 1.4 und 5, daß die örtlichen Gemeinden unwiderruflich an Brunstads Vorschriften vom 1. Januar 1993 gebunden und die Vorsteher der örtlichen Gemeinden jene sind, "welche die Leitung in Brunstad akzeptieren kann". Zufolge Riksfjord sind die Gemeinden in Hamar und Fredrikstad die einzigen, welche die Vorschriften nicht unterfertigt haben.

Kritik ausgeschlossen

- Es sind keine geringen Werte, über welche Brunstad die Kontrolle hat, versichert das ehemalige Mitglied Riksfjord. Die Betriebsausgaben für die große Anlage in Stokke betragen über 500.000 Kronen im Monat, meint er. Die Ausgaben werden aus Sammlungen von Familien mit unbegrenzter Kinderzahl und unbegrenztem Vertrauen finanziert. Die neue Leitung unter Gunnar Gangsjø und Kåre Smith setzte einen ihrer Gemeindegenossen im Vorsteherdienst in Schweden ab, weil er Fragen über Kåre Smith stellte. Kåre Smith ist Enkel des Gründers und geriet ins Kreuzfeuer der Medien, als ihn im Jahre 1991 großangelegte Sammlungen vor dem persönlichen Konkurs retteten, um den Namen Smith reinzuhalten und weil die Bibel sagt, daß ein Aufseher schuldenfrei sein soll. Der Pressesprecher Kronstad bestritt, daß Smith ökonomische Probleme hatte, bis das Beweismaterial vorlag. Nach kurzer Zeit wurde das Gebäude verkauft und der Erlös ging direkt nach Brunstad, sagt Riksfjord.

Nazigruß

Im Januar dieses Jahres schrieb die Backnanger Kreiszeitung über das Zentrum der Smiths Freunde in Backnang, das ganze 150.000 DM für Brunstad gesammelt hatte:

"Bis Ende 1991 war die Vereinigung eine christliche Gemeinschaft mit bibeltreuer und praxisorientierter Lehre. Vor drei Jahren hielt eine "neue Lehre" Einzug, nach einem Führungswechsel im ideologischen Zentrum Brunstad (...). Unter Gesang erheben sich die Auferweckten spontan, heben einen Arm gleich dem deutschen Gruß und beten mit lautem Geschrei um Gottes Hilfe. Gemäßigte Freunde, welche dies mit kritischen Augen sehen, werden hinausgefroren. Die aus Norwegen ferngesteuerte Vereinsleitung versucht, die individuelle Freiheit der Mitglieder zu untergraben. Man muß die menschliche Vernunft aufgeben und statt dessen den leitenden Brüdern blind gehorchen."

- Alles hat sich bei den Smiths Freunden verändert, seitdem die neue Generation die Macht übernahm, sagt Riksfjord. Früher hatten wir Ältestebrüder, welche das Vertrauen rechtfertigten, nun aber ist die Leitung von Gottesfurcht und Genügsamkeit weit entfernt. Die "Aftenposten" schrieb 1992, etwa ein Jahr, nachdem die neue Leitung die Macht übernommen hatte, daß bereits über 1000 Menschen in Norwegen die Gemeinde verlassen hatten.

- Stehen gesammelt

- Wir sind eine Bewegung, die gesammelt steht, sagt Svein Kronstad, und verteidigt damit, daß die Leitung in Brunstad das Verwaltungsrecht über alle Liegenschaften der örtlichen Gemeinden hat.

Von Mette Halvorsen

Kronstad hat keine Informationen darüber, welche Gemeinden die Vorschriften unterschrieben haben. aber er ist gleichzeitg der einzige, welcher im Namen der Smiths Freunde Auskunft geben darf.

- Die Vorschriften entstanden, als die Gemeinde in Bergen vor einigen Jahren Zubauten errichtete und dazu Statuten haben wollte, an die sie sich halten könnten, berichtet Kronstad. - Wir ließen die Vorschriften von einem Anwalt überprüfen, und es steht den Gemeinden frei, sie zu unterschreiben oder nicht, behauptet er.

Die Behauptung Riksfjords, daß die Vorschriften auch in Sandefjord eingeführt seien, wird zurückgewiesen.

Kronstad weist auch die Behauptung zurück, daß in den letzten Jahren in der Gemeinde Veränderungen stattgefunden hätten. - Das ist ein Mißverständnis, sagt er, und hält daran fest, daß die Gemeinde zu den Ausgetretenen ein gutes Verhältnis hat. - Wir lassen sie in Frieden und verstehen nicht, warum sie nicht auch uns in Frieden lassen wollen. - In Sandefjord gibt es zwei Ehepaare, eine Familie und eine Witwe über 80, die in den letzten drei bis vier Jahren die Gemeinde verlassen haben.

Mehrere Zuschriften

Die Zeitung Sandefjord hat nach unserer Präsentation der Gemeinde im Sommer Zuschriften von mehreren ehemaligen Smiths Freunden erhalten. Die Erweckung und die Spaltung, zu der jene führte, ging quer durch Familien. - Die nach außen gerichtete Tätigkeit geht darauf hinaus, zu zeigen, wie großartig die Anlage ist, und nicht auf die Botschaft, die uns zusammenhalten soll, beklagen viele, welche die Redaktion kontaktiert haben. Im Gemeindeblatt der Gemeinde von Brunstad, den "Verborgenen Schätzen", stand geschrieben, daß die Austretenden von bösen Geistern besessen sind und gegen die Gemeinde arbeiten.

Übersetzung: Friedrich Griess