Aus "St. Olav katholische Zeitschrift für Religion und Kultur,

Nr. 8/1997:

Warnt vor der Kurie

Der belgische Primas, Kardinal Godfried Daneels, den man für ziemlich "papabile" hält, der also in der Liste der Kandidaten ganz oben steht, wenn die Zeit für die Wahl eines neuen Papstes reif ist, wies vor einiger Zeit darauf hin, daß "die päpstliche Kurie auf dem Wege ist, ein Organ für die päpstliche Kontrolle zu werden", und das in einer Kirche, die schon überzentralisiert ist. In einem Interview mit der Zeitschrift "Il Regno" fordert Daneels zu mehr Demokratie innerhalb der kirchlichen Hierarchie auf und spricht sich dafür aus, daß man "eine Art Kronrat um den Papst" errichtet.

Der 64-jährige Daneels, den man dem moderaten "Hauptstrom" zuzählt, meint, es bedürfe in der Kirche auf der Ebene der Bischöfe mehr Beratung. Er spricht auch über die große Menge wortreicher und etwas zäher Dokumente, welche der Vatikan "alle drei Wochen oder so über fast jedes Thema" aussendet. Die Kurie sollte "bei ihrem Leisten bleiben - und das bedeutet: ein Arbeitsgerät für den Papst sein und nichts weiter". So wie es jetzt ist, riskiert man, daß die Kurie "ein Organ für päpstliche Befehle wird". Deshalb "muß es nun mit der Kollegialität ernst werden, nicht zuletzt, da die Kommunikation in der heutigen Welt so einfach geworden ist. Was wir brauchen, ist mehr Beratung innerhalb des Bischofskollegiums zu gewissen Fragen theologischer, kirchlicher und moralischer Art."

CATHOLIC HERALD