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Leitartikel 22.01.05 16:20

Möglich, Freunde zu werden?

Es gelingt, nach tiefgreifenden Konflikten und Kriegen die Angelegenheit in Ordnung zu bringen. Warum sollte das nach einer Spaltung zwischen Glaubenden nicht möglich sei?

Von Alf Gjøsund

Kåre Smith hat mit einem relativ großen Reichtum an Details seine Version von dem zum Besten gegeben, was bei der Spaltung geschah und was bei den Smiths Freunden zu Beginn der Neunzigerjahre die "Erweckung" genannt wurde. Dazu hat er volles Recht. Gleichzeitig hat eine Reihe von Schreibern im Forum des Vestibyls Bedarf dafür empfunden, ihre Sicht der Dinge darzulegen. Dies gilt in besonderem Maß Mitgliedern der Gemeinde der Smiths Freunde in Drøbak, die auf besondere Weise am Ende der Achtzigerjahre schmerzliche Erlebnisse hatten. Wir sehen es als billig und selbstverständlich an, diesen Zugang zu gewähren. Keine Organisation und kein Leiter hat etwas davon, wenn er von Kritik und Gegenvorstellungen abgeschirmt wird.

Kåre Smiths Buch und die Reaktionen darauf zeigen, daß der Abstand zwischen den Seiten im Streit der Neunzigerjahre sehr groß ist. Auf beiden Seiten hat man seine persönliche Integrität dafür eingesetzt, daß gerade die jeweilige Version der Geschichte die richtige ist. Für viele wird es deshalb weit wichtiger sein, daß ihre Auffassung von dem, was recht und wahr ist, bestätigt wird, als daß Versöhnung erfolgt. Viele sind außerdem so sehr verwundet, daß eine oberflächliche Bitte um Versöhnung für unbedachte Worte und Handlungen nur gegen ihre Absicht wirken würde. Deshalb ist es völlig unrealistisch zu denken, daß die Seiten Freunde werden könnten, bevor jene, die direkt involviert waren, nicht mehr da sind. Und da ist es eigentlich zu spät.

Andererseits ist es tragisch, den Schluß ziehen zu müssen, daß Versöhnung unmöglich ist. Man kann tatsächlich nach tiefgreifenden Konflikten und Kriegen die Sache in Ordnung bringen. Warum sollte dies nach einer Spaltung zwischen Gläubigen, welche die Ermahnung ihres Herrn im Rücken haben, den Frieden zu suchen und die Wahrheit und Gerechtigkeit zu lieben, schwieriger sein?

Beide Seiten meinen, ihre Auffassung von dem, was geschah, sei einleuchtend. In diesem Fall könnte diese auch von Außenstehenden verstanden und geteilt werden. Die Smiths Freunde weisen zum Beispiel bei mehreren Gelegenheiten auf die Beurteilungen der Glaubensgemeinschaft durch andere hin, um ihren Standpunkt zu verteidigen. Daher sollte es für den folgenden Vorschlag grundsätzlich Offenheit geben:

Wie wäre es, eine unabhängige Kommission / Gruppe einzusetzen, die beurteilen kann, was bei der Spaltung geschah? Die Gruppe könnte aus kompetenten Personen aus mehreren Fachgebieten bestehen, sowohl aus Theologie als auch Psychologie. Diese würde unter anderem dahinterliegende Ursachen in Struktur, Tradition und Haltungen dafür enthüllen können, warum es so gehen konnte wie es ging. Dies wurde in Verbindung mit Spaltungen in anderen Zusammenhängen versucht. Nicht alle waren über das Ergebnis restlos begeistert, aber sowohl der Prozeß als auch der Bericht gaben den Seiten Gelegenheit und eine Plattform, einander die Hände zu reichen und die Zusammenarbeit fortzusetzen.

Nun sagen wir nicht, daß dies im Falle der Smiths Freunde ein wünschenswertes Ergebnis wäre. Aber nur einander die Hand zu reichen und als Freunde auseinander zu gehen könnte das Leben für viele Menschen, die weiterhin keine normalen Verbindungen zu Verwandten auf der anderen Seite haben, viel einfacher machen.

Unsere konkrete Aufforderung sowohl an die Leitung der Smiths Freunde wie an verschiedene Ausbrechergruppen ist: Seht ein, daß viele Menschen Bedarf für ein Ordnungmachen haben. Seht ein, daß die Seiten so festgefahren sind, daß Bedarf für Hilfe von Außenstehenden besteht. Werdet euch darüber einig, Kontakt z.B. mit dem Fachmilieu in Modum (die Erfahrung mit solchen Dingen haben) aufzunehmen. Bittet sie um Hilfe, eine Gruppe einzurichten, die das, was geschah, untersuchen kann, so daß es möglich wird, Schlüsse zu ziehen und die Angelegenheit aus der Welt zu schaffen.

Diesen Schritt zu unternehmen wäre wohl demütigend. Aber sollten wir nicht ein wenig Demut von Menschen erwarten können, die sich als Christen bekennen?