Hjemmet 18/99, Seite 86-87: "Aus der Wirklichkeit"

Ich wurde im Namen Gottes mißbraucht

In der Serie "Unter vier Augen" schreibt die Journalistin Siri Walen Simensen unter anderem:

Bis vor acht Jahren lebte Gunn (28) in einer strengen religiösen Sekte. Wie durch ein Wunder gelang es ihr, auszubrechen. Von 12 Jahren an wurde sie von ihrem älteren Bruder sexuell mißbraucht. Sie sagt, das Frauenbild der Sekte gehöre in ein anderes Jahrhundert.

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Begrenzung der Kinderzahl ist ungöttlich. Sie bedeutet Irrglaube, Genußsucht, Ungehorsam, Aufruhr, Feigheit, Haß und Mord und ist eine Quelle für Hurerei, Fall und Abfall, steht da. Ferner wird festgehalten, daß mehr als eine Gattin auf diese Weise den Fall, die Verzweiflung und den Abfall ihres Mannes verursacht hat und daß sie sich so auch selbst schon hier auf Erden eine Hölle bereitet hat.

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- Ich wurde erzogen, gehirngewaschen, im Glauben, Gedanken über Frauenanliegen seien unnatürlich und sündhaft. Mutter und Vater hielten mich mit einem sehr strengen Griff fest. Sie erzeugten in mir ein sehr schlechtes Gewissen, so daß ich mich viele Jahre hindurch damit abfand, sexuell mißbraucht zu werden, bevor es mir gelang, zu entkommen, sagt Gunn leise.

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- Ich habe eine Tochter bekommen, die ich mehr als alles andere liebe, und ich weiß, daß sie ein sicheres Aufwachsen voll von Liebe erhalten soll. Meine größte Angst ist jetzt, daß sie in ein solches Milieu geraten könnte, mit dem ich gebrochen habe. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich täte, wenn sie als Achtzehnjährige heimkäme und mir sagte, sie wolle Mitglied der Sekte werden.

Ich habe gesehen, daß dem Menschen eine phantastische Möglichkeit gegeben ist, sich zur Freiheit und zum Licht auszustrecken. Mit meinem Hintergrund ist jeder Tag in einem normalen Leben ein großes schönes Geschenk. Ich hoffe nur, daß meine Geschichte zur Warnung für alle Frauen dienen kann, die mit dem Gedanken spielen, einer religiösen Sekte beizutreten. Das Frauenbild, das sie praktizieren, ist erschreckend und entwürdigend.


Kommentar des Übersetzers: Der Absatz, beginnend mit "Die Begrenzung der Kinderzahl ist ungöttlich", ist ein fast wörtliches Zitat aus Elias Aslaksen, Livets Ånds Lover (Die Gesetze des Geistes des Lebens), Kapitel 6: Barnebegrensnings motlov (Das Gesetz gegen die Begrenzung der Kinderzahl). Aslaksen war der oberste Leiter der "Smiths Freunde" von 1943 bis zu seinem Tod 1976. Es handelt sich also in diesem Bericht mit Sicherheit um die Sekte "Smiths Freunde". Friedrich Griess