Dr. Paul R. Martin: Cult - Proofing Your Kids
(Wie macht man seine Kinder gegen Kulte widerstandsfähig ?)
Zondervan Publishing House, Grand Rapids, Michigan, 1993
ISBN 0-310-53761-4.

Kapitel 1: Was ist ein Kult ?

"Der Pfad der Absonderung führt immer zum Lynchen. Der Pfad des Antisemitismus führt immer nach Auschwitz. Der Pfad der Kulte führt nach Jonestown, und wir schauen auf eigene Gefahr zu".

- James und Marcia Rudin, Gefängnis oder Paradies ? Die neuen religiösen Kulte.

Viele Christen meinen, sie wüßten alles über Kulte, was es zu wissen gibt. Sie mögen manchmal so argumentieren: "Ja, ich habe über Kulte gehört, wissen Sie, Jonestown, Satanismus und die Überlebensgruppe in Montana (Anm. d. Übers.: ... und David Koresh, Luc Jouret !). Ich traue mich zu wetten, daß meine Kinder niemals in so etwas hineingeraten würden. Sie sind einfach zu klug - außerdem sind sie sehr in unserer Kirche engagiert ...".

Die meisten Christen wissen jedoch sehr wenig über Kulte und warum Leute sich Kulten anschließen. Damit Sie Ihr eigenes Wissen über Kulte prüfen können, nehmen Sie sich bitte Zeit, die folgenden Quizfragen mit Ja oder Nein zu beantworten.

Quiz: Bin ich für Kulte anfällig ?

1. Ich fühle mich sehr oft allein.

2. Ich neige dazu, mich eher jemand anzuschließen, als selbst die Führung zu übernehmen.

3. Ich bin mit meiner Kirche nicht sehr zufrieden.

4. Irgendwie fühle ich, daß mein Idealismus und der Zweck meines Daseins noch nicht richtig herausgefordert wurden.

5. Ich habe gewisse persönliche Probleme, die ich offensichtlich nicht lösen kann.

6. Die Frage der Kulte ist in unserer Gesellschaft kein besonderes Problem.

7. Es gibt vielleicht zwischen zehn und zwanzig Kulte.

8. Ich könnte ohne große Mühe einen Kult identifizieren.

9. Die meisten Kultanhänger tragen ungewöhnliche Kleidung oder Uniformen.

10. Die meisten Kulte werben auf der Straße durch Verkauf von Blumen oder Büchern oder durch Betteln um Spenden.

11. Innerhalb der (katholischen/evangelischen/...) Christenheit gibt es wenige Kultprobleme.

12. Alle Kulte lehren Unchristliches oder Häretisches.

13. Ich bin nicht der Typ, der sich einem Kult anschließt.

14. Die meisten Leute, die sich Kulten anschließen, sind verrückt oder haben Probleme.

15. Gläubige, vom Geist geleitete Christen würden sich niemals einem Kult anschließen.

16. Leute schließen sich Kulten an, wenn sie spirituelle Probleme haben.

17. Leute in Kulten werden nicht "gerettet".

18. Kultwesen hat wenig mit Totalitätsanspruch oder Unterwerfung zu tun.

19. Leute, die sich Kulten anschließen, wissen schließlich, was sie tun.

20. Gruppen, die das Evangelium predigen und viele für Christus gewinnen, können keine Kulte sein.

Wenn Sie irgendeine dieser Fragen mit "Ja" beantwortet haben, könnten Sie für Kulte anfällig sein. Die meisten Leute sind für Kulte anfällig, und zwar entweder wegen unbefriedigter Bedürfnisse oder wegen Unkenntnis des Kultproblemes. Die ersten fünf Fragen des Quiz betreffen den Fall, daß jemand wegen unbefriedigter Bedürfnisse durch ein passendes Angebot verwundbar ist. Die restlichen fünfzehn Fragen enthüllen typische "Mythen" und Fehlinformationen über das Kultproblem.

Jeder ist anfällig

Vielen Eltern ist es möglicherweise nicht klar, wie subtil und täuschend die Verführungskünste von Kulten sind. Tatsache ist, daß grundsätzlich unter den passenden Umständen jede/r in einen Kult verwickelt werden kann. Der Vorsitzende der Studentenschaft am Wheaton College wurde später einer der engsten Gefolgsleute von Jim Jones, der im November 1978 über 900 Anhänger zum gemeinsamen Selbstmord verleitete. David Berg, Sohn eines Predigers und selbst kurzzeitig Pastor der Christlichen Missionsgesellschaft, wurde später einer der berüchtigtsten Kultführer dieses Jahrhunderts. Es ist Tatsache, daß gescheite, wohlangepaßte Kinder aus guten christlichen Familien sich Kulten anschließen können und es auch tun.

Ein Grund, warum wenige die Anfälligkeit gegenüber Kulten erkennen, ist der, daß wir nicht verstehen, daß unsere Gesellschaft mit einem wachsenden und alles durchdringenden Kultproblem konfrontiert ist. Die Gefahr von seiten der Kulte ist größer denn je, weil Kultgruppen im Gewinnen und Festhalten von Mitgliedern subtiler und erfahrener werden. Viele ältere Kulte passen sich durch kosmetische Änderungen der Zeit an, um für Außenstehende akzeptabler auszusehen.

Die Definition eines Kultes

Traditionellerweise wurden Kulte als Gruppen definiert, deren Lehre von den rechtgläubigen Grundsätzen des christlichen Glaubens abweicht. Zum Beispiel meint Harold Busséll, Autor von Unheilige Hingabe: Warum Kulte Christen verleiten unter anderem, ein Kult sei "eine religiöse Gemeinschaft mit einem Glauben und mit Praktiken, die in klarem Gegensatz zum historischen Christentum stehen, wie es im Apostolischen Glaubensbekenntnis ausgedrückt wird" (1). In seinem Buch Die neuen Kulte definiert Walter Martin einen Kult als "eine Gruppe religiöser Natur, die einen Führer umgibt, oder eine Gruppe, die wesentliche biblische Lehren leugnet oder fehlinterpretiert" (2). Und Ronald Enroth bemerkte dazu passend, daß "für Christen die bezeichnendste Eigenschaft der Definition eines Kultes von Natur aus theologisch" sei (3).

Während Irrglaube psychischen Schaden verursachen kann und es auch tut, garantiert Recht-gläubigkeit nicht, daß ähnliche psychologische und moralische Schäden n i c h t auftreten (4). Deshalb ist eine rein theologische Definition des Wortes "Kult" nicht ausreichend. Es bedarf auch einer psychologischen Definition. Ronald Enroth weist darauf hin, daß Christen die psychologischen Fehler der Kulte zu wenig beachtet haben, und er zitiert einen betroffenen christlichen Laien: "Ich denke, daß man den anderen von Kulten hervorgerufenen Gefahrenzonen mehr Beachtung schenken sollte, wie psychologische und moralische Verletzungen, Zerreißung von Familienbanden und Zerstörung von schulischen und beruflichen Laufbahnen" (5).

Deshalb beinhalten viele Definitionen von Kulten nicht nur theologische, sondern auch psycho-logische Elemente. Hier folgen einige Beispiele:

"Eine Gruppe, welche Methoden benutzt, die dem Einzelnen die Fähigkeit zur freien Wahl nehmen. Sie benutzen betrügerische Werbemethoden, sie benutzen in betrügerischer und zerstörerischer Weise die Energien ihrer Anhänger, und sie nehmen das Bewußtsein ihrer Anhänger in Beschlag" (6).

"Destruktive Kulte sind solche, welche extreme und unethische Manipulationstechniken benutzen, um Mitglieder anzuwerben und anzupassen und die Gedanken, Gefühle und das Verhalten ihrer Mitglieder zur Erreichung der Ziele der Führer zu benutzen. Obwohl die meisten Kulte, die Aufsehen erregt haben, religiöser Natur sind, gibt es auch politische, kommerzielle und pseudotherapeutische Kulte" (7).

"Eine Gruppe oder Bewegung, die einer Person, Idee oder einem Gegenstand große oder übermäßige Verehrung entgegenbringt und unethische manipulative Techniken der Überredung und Beherrschung benützt (z.B. Isolation von früheren Freunden und Verwandten; Entkräftung; Benützung von speziellen Methoden, um die Empfänglichkeit und Unterwürfigkeit zu erhöhen; machtvollem Gruppendruck; Beeinflussung der Information; Unterdrückung der Individualität oder des kritischen Urteils; Förderung der völligen Abhängigkeit von der Gruppe; Furcht, diese zu verlassen; usw.), um den Ziele der Führer der Gruppe auf Kosten tatsächlicher oder möglicher Nachteile der Mitglieder, ihrer Familien oder der Gesellschaft näherzukommen " (8).

Hält man sich diese Definitionen vor Augen, so wird ein anderer Aspekt des Kultproblemes offenbar - Kulte können Gruppen und Organisationen enthalten, die nicht als typische Kulte angesehen werden. Dies könnten Randkirchen, Psychotherapiegruppen, New-Age-Organisationen und verschiedene extremistische politische Bewegungen sein.

Kult - Kategorien

In seinem Buch The Lure of the Cults (Der Reiz der Kulte) kategorisiert Ronald Enroth eine breite Vielfalt von kultartigen Gruppen auf folgende Weise. (9) (Merke: obwohl die unten angeführten Gruppen einige Kennzeichen von Kulten aufweisen mögen, sind weder alle im psychologischen Sinne kultisch, noch mißbrauchen sie notwendigerweise alle ihre Anhänger).

Östliche mystische Gruppen

Diese Gruppen betrachten Wahrheit weit mehr als eine Sache persönlicher Erfahrung oder persönlichen Gefühls denn als absoluter unveränderlicher Wirklichkeit. Die meisten Gruppen dieser Kategorie führen ihre Ursprünge auf den Hinduismus, den Buddhismus oder andere östliche Religionen zurück, die Gott, die Menschheit und das Universum als eine einzige Realität betrachten - mit anderen Worten, sie schließen sich der religiösen Philosophie des Pantheismus in der einen oder anderen Form an. Zu dieser Kategorie gehören: Hare Krishna, Zen-Buddhismus, Divine Light Mission, die Healthy, Happy, Holy Organization (3HO), Soka Gakkai (oder Nichiren Shushu of America - vielleicht die größte und am schnellsten wachsende kultische Gruppe in den USA), Ananda Marga, die Meher-Baba-Bewegung und die Self-Realization Fellowship.

Sektiererische christliche Gruppen

Diese Gruppen behaupten, christlich zu sein und die Bibel als Grundlage zu haben. Einige werden argumentieren, daß sie fundamental und evangelikal sind, aber diese Gruppen weichen durch Ihre Praxis und ihren Glauben von den Standards des evangelischen protestantischen Christentums ab. Einige weichen von historischen christlichen Lehren ab, welche Evangelikale und andere Christen als grundlegend betrachten würden, aber die meisten ihrer Abweichungen würden nicht als direkte Häresie betrachtet werden. Zu dieser Kategorie gehören die Familie der Liebe (früher "Kinder Gottes" genannt), die Alamo Christian Foundation, die Church of Bible Understanding, die Love Family (oder Church of Armageddon), Faith Assembly, Church of the Living Word ("The Walk"), The Way International, The Christ Family, University Bible Fellowship, The Boston Church of Christ, Maranatha Christian Ministries, und Great Commission International. Sogar die Exzesse des Sheperding Movement, gegründet durch Bob Mumford, Derek Prince, Don Basham, Ern Baxter und Charles Simpson, könnten als sektiererische christliche Gruppe bezeichnet werden (10).

Obwohl duzende weitere Gruppen erwähnt werden könnten, habe ich eine breite Auswahl von Gruppen angeführt, sodaß man einen vollständigeren Begriff der Natur sektiererischen Christentums gewinnen kann. Andere sektiererische Gruppen oder Bewegungen - besonders einige Tele-Evangelisten, einige Glaubensheiler und die "Positive Confession"-Bewegung - wurden in neuerer Literatur beschrieben. Abweichungen in der Lehre, die bei einigen Tele-Evangelisten und Randkirchen offensichtlich sind, bedeuten jedoch nicht notwendigerweise, daß sie im psychologischen Sinne kultisch sind. Mehr Information über Randkirchen findet sich im Kapitel 2.

Psychospirituelle oder Selbstverwirklichungs-Gruppen

Diese Gruppen fungieren normalerweise nicht als Kirchen oder nicht einmal als Religionen - d.h. sie haben typischerweise weder ein "Haus der Verehrung" in irgendeiner Weise, die dem traditionellen Sinn ähnelt, noch haben sie regelmäßige Treffen zur Abhaltung von religiösen Ritualen. Sie bieten eher typischerweise Workshops, Seminare oder Einzelsitzungen an, um Techniken zu lehren oder Therapien anzubieten, die der Selbstverbesserung, der Selbst-Entdeckung, der Selbst-Verwirklichung und der persönlichen Transformation dienen sollen. Die Dienste werden gegen Entgelt angeboten (gewöhnlich stark ansteigend) und basieren auf östlich-mystischer Philosophie. Zu einigen Typen dieser Gruppen gehören Synanon, das Forum (früher EST), Transzendentale Meditation (TM), Lifespring und Scientology.

Eklektische/synkretistische Gruppen

Diese Gruppen vereinigen gewöhnlich Bruchstücke verschiedener religiöser Traditionen zu einer neuen "hybriden" Religion, die man auch "Smørgåsbord"-Religion nennen könnte. Die Vereinigungskirche ist zum Beispiel eine Kombination von östlicher Philosophie, Spiritismus und Christentum. Andere Gruppen in dieser Kategorie kombinieren gewöhnlich auch eine Mischung von orientalischen Religionen und traditionellem Christentum. Zu dieser Kategorie gehören, außer der Vereinigungskirche (auch als Moon-Sekte bekannt), die Church Universal and Triumphant (unter der Leitung der Prophetin Elizabeth Clare), Eckankar, Bahà'i und der Sufismus.

Psychische/okkulte/astrale Gruppen

Diese Gruppen ergötzen sich an "geheimer" Weisheit und Kenntnis, angeblich einst im Besitz einiger alter Seher. Gewöhnlich wird behauptet, dieses geheime Wissen sei mit dem Entstehen der Wissenschaft und der Technologie verlorengegangen. Die dadurch entstandene Leere hatte einige veranlaßt, nach diesen "verlorenen Wahrheiten" zu suchen. Obwohl die meisten dieser "verlorenen Wahrheiten" aus östlichen Religionen stammen, kommt ein guter Teil davon aus Spiritismus, Heiden- und Hexentum. Die Aetheris Society, gemeinsam mit verschiedenen UFO-Kulten, die Association for Research and Enlightment (gegründet durch Edgar Cayce) und Astrologie gehören hier dazu.

Die etablierten Kulte

Dies sind große religiöse Bewegungen, die in den meisten Fällen im 19. Jahrhundert als Religionen entstanden sind, die in entscheidender Weise von den Lehren und Praktiken des traditionellen rechtgläubigen Christentums abwichen. Es sind Gruppen oder Kirchen, die behaupten, auf der Bibel als ganzer oder auf Teilen davon zu beruhen, und die doch Kernaussagen der Bibel leugnen oder verzerren, wie zum Beispiel die Erlösung durch den Glauben an Christus allein ohne die Werke des Gesetzes, die Trinität, die Gottheit Christi, die Inspiration und Autorität der Bibel, die Person und Gottheit des Heiligen Geistes, usw. - Lehren, welche die christliche Kirche durch ihre Geschichte hindurch stets bekräftigt hat. Dieses Kapitel bezieht sich auf die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (die Mormonen), die Christian Science, die Zeugen Jehovas, die Unity School of Christianity, und andere.

Extremistische politische/soziale Bewegungen

Dies sind Bewegungen, welche im psychologischen oder sozialen Sinn kultisch sein können, aber nicht notwendigerweise religiöser Natur sind. Sie können zu Gewalt, Intrigen, Betrug und Terror Zuflucht nehmen, um ihre Ziele zu erreichen. In der Regel sind diese Bewegungen der Meinung, daß die bestehenden Autoritäten mit allen Mitteln beseitigt werden müssen. Außerdem sind ihre Ziele in erster Linie politisch im Gegensatz zu religiös, obwohl sie sich oft mit einer verdrehten Version von Christentum verbünden. Gruppen wie die Aryan Nations, Posse Comitatus, Ku Klux Klan (KKK), White Aryan Resistance, die politische Bewegung von Lyndon LaRouche und gewisse extremistische Terroristenbewegungen gehören zu dieser Art von Kulten.

Das Anwachsen der Kulte

Gegenwärtige Schätzungen von Kultmitgliedschaften in Amerika belaufen sich von etwa 2 Millionen bis zu über 20 Millionen. Außerdem gibt es wahrscheinlich mindestens 2 Millionen ehemaliger Mitglieder kultischer Gruppen (lt. dem Kultexperten Louis J. West). Ferner hat Walter Martin, eine erste Informationsquelle über Kulte, zuletzt festgestellt, daß achtzig Prozent von ihnen früher Mitglieder christlicher Kirchen waren ! Die typischen Schätzungen für die Anzahl verschiedener Kulte in Amerika reichen von 2000 bis zu 5000 (11).

Vor zwanzig Jahren hatten wenige von Gruppen wie Tempel des Volkes, Familie der Liebe, Hare Krishna, Silva Mind Control, EST, Nichiren Shosu of America (Soka Gakkai), Self-Realization Fellowship oder einer Vielzahl von anderen Kulten und neuen religiösen Bewegungen gehört. Viele dieser Gruppen waren damals so klein, daß wenige die von ihnen ausgehende Gefahr merkten. Die meisten neuen Religionen sind in den letzten 25 Jahren entstanden.

Die vorstehenden Schätzungen der Anzahl der Kulte und Kultmitglieder sind zweifellos konservativ. Viele Gruppen sind sehr klein - zwischen 4 und einigen hundert Mitgliedern - und ziehen gewöhnlich keine extensive Forschung, Studien und Publikationen auf sich. Zum Beispiel würde der "namenlose" Kult, der von Jeffrey Lundgren, Ohio, geleitet wurde, niemals nationale Aufmerksamkeit erregt haben, wäre nicht 1989 eine fünfköpfige Familie ermordet worden, die zu dieser Sekte gehörte, einer Abspaltung der Reorganisierten Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Sie wäre, wie so viele andere, unbekannt und unerwähnt geblieben.

Diese unidentifizierten Randkirchen und Kultgruppen führen zu drei ernsten Problemen. Erstens verschleiern sie die Entscheidung darüber, was ein Kult ist und was nicht. Gewöhnlich werden nur die größeren und etablierteren Gruppen, wie die Mormonen, die Zeugen Jehovas und die Vereinigungskirche, um einige zu nennen, in Büchern über Kulte genannt. Leser erhalten dann den irrigen Eindruck, daß, wenn eine fragliche Gruppe in dem Buch nicht angeführt ist, sie deshalb kein Kult sein kann.

Zweitens bedeutet die Größe vieler dieser kleineren Gruppen, daß sie relativ verborgen sind, und dies macht es sehr schwierig, die wahre Anzahl der Kulte oder ihrer Mitglieder genau zu schätzen. Es gibt einfach zu wenige Forscher, welche diese kleinen und manchmal versteckten Gruppen identifizieren und studieren. Etliche landesweit bekannten Kultbeobachtungsgruppen analysieren und registrieren jedoch die Gruppen, die ihnen auffallen. Aber auch diese mit Fachleuten besetzten Organisationen können nicht mit all diesen neuen Gruppen schritthalten und haben auch nicht, wegen begrenzter Mittel, über alle Gruppen, von denen sie etwas wissen, Informationen publiziert.

Drittens belastet der Mangel an Information über diese kleinen Gruppen die Eltern, Erzieher, Pastoren und Berater stärker damit, festzustellen, ob die Gruppen nur einfach "anders" sind oder aber tatsächlich destruktiv. Daher sind einiges Selbststudium und eigene Forschung dringendes Gebot.

Die Einschätzung einer Gruppe

Wenn Sie herausfinden wollen, ob eine bestimmte Gruppe ein Kult ist, stellen Sie sich bitte selbst drei Fragen. Erstens, weicht diese Gruppe vom rechtgläubigen Christentum ab; d.h. ist sie im lehrmäßigen Sinne kultisch ? Zweitens, praktiziert diese Gruppe solche Dinge wie Zwang; d.h. ist sie im psychologischen Sinne kultisch ? Drittens, glauben sie an seltsame oder esoterische Dinge oder haben sie ungewöhnliche oder bizarre Praktiken; d.h., ist sie insoferne kultisch, als sie von sozial akzeptierten Normen abweicht ? Ist eine dieser drei Fragen mit "ja" zu beantworten, dann handelt es sich wahrscheinlich um einen Kult.

Die folgende Tabelle soll Ihnen zu klarem Denken verhelfen. Nehmen Sie sich die Zeit und identifizieren Sie, zu welcher Kategorie Ihre spezielle Gruppe gehört (etablierter Kult, abweichende christliche Lehre, usw.). Dann versuchen Sie, die drei Fragen zu beantworten. Wenn es sich herausstellt, daß Sie nicht genug über die Gruppe wissen, um die Checkliste auszufüllen, wird Ihnen Kapitel 13 spezielle Anweisungen geben, wie sie zu mehr Informationen über die Gruppe gelangen können.

Type der Gruppe

Häretisch

Zwang ausübend

Bizarr? Unkonventionell ?

 
 

Lehrmäßige Abweichung [ja, nein, nicht sicher, nicht anwendbar]

Verhaltensabweichung [ja, nein, nicht sicher, nicht anwendbar]

Soziale Abweichung [ja, nein, nicht sicher, nicht anwendbar]

 

Östlich-mystisch

Häretisch Christlich

psychospirituell
oder selbstverwirklichend

eklektische/synkretistische
Gruppen

psychische/okkult astrale
Gruppen

etablierte Kulte

extremistische politisch/
soziale Bewegungen

(Übersetzung: Friedrich Griess).

Anmerkungen zu Kapitel 1 (unübersetzt):

  1. Harold Busséll, Unholy Devotion (Grand Rapids, Mich.: Zondervan Publishing House, 1983), 12.
  2. Walter Martin, The New Cults (Ventura, Calif.: Vision House, 1980), 16.
  3. Ronald Enroth, What is a Cult ? (Downers Grove, Ill.: Inter Varsity Press, 1982), 12.
  4. Paul R. Martin, "Dispelling the Myths", Christian Research Journal (Winter/Spring 1989): 9-14.
  5. Enoch, What is a Cult, 16.
  6. personal telephone conversation with Rev. Wm. Kent Burtner, consultant on cults and thought reform programs.
  7. Ross and Langone, Cults: What Parents Should Know (New York: Carol Publishing Group, 1988), 20.
  8. From Cults: A Conference for Scholars and Policy Makers, sponsored by the American Family Foundation, the UCLA Neuropsychiatric Institute and the Johnson Foundation, September 1985.
  9. From Enroth, The Lure of the Cults, 22-25. (Note: New "religious movements" is a non-pejorative term used to describe "a wide variety of organizations having some type of spiritual orientation that is unconventional. Generally, the term refers to groups arising out of the sixties spiritual ferment". So defined in Diane Choquette, compiler, New Religious Movements in the United States and Canada (Westport, Conn.: Greenwood Press, 1985), VIII, 3.) The author added the extremist political/social movements category.
  10. See Jamie Buckingham, "The End of the Discipleship Era", Ministry Today (January/February 1990), and the Assemblies of God General Presbytery, The Discipling and Submission Movement (Springfield, Mo.: Assemblies of God Publishing House, 1976).
  11. These figures come from the American Family Foundation, the Cult Awareness Network, and the Christian Research Institute.