Forløsning Nr. 11-12 / 98, Seite 2

Staatliche Unterstützung und Ehrlichkeit

Am Weihnachtsabend konnte "Vårt Land" berichten, daß das Kirchenministerium mehr als 1,3 Millionen Kronen als öffentliche Unterstützung für den Neubau der "Christlichen Gemeinde" in Sellebakk gewidmet hat. "Ich möchte gerne mit dabei sein, den Idealisten, die einen enormen freiwilligen Arbeitseinsatz geleistet haben, auf diese Weise die Hand zu reichen", sagte Kirchenminister Jon Lilletun bei dieser Gelegenheit zu "Vårt Land". So wie wir es verstanden haben, war dies die Antwort auf ein konkretes Ansuchen um öffentliche Unterstützung, zusätzlich zur normalen auf der Mitgliederzahl basierenden staatlichen Unterstützung.

Die "Christliche Gemeinde" ist nicht die einzige, die solche Unterstützungen entgegennimmt. Auf der Liste von "Vårt Land" steht die Vereinigung gemeinsam mit einer Pfingstgemeinde und einigen Versammlungen der Zeugen Jehovas angeführt.

Wenn wir also in Norwegen eine Staatskirchenordnung haben, so ist es ein wichtiges Prinzip, daß auch andere Glaubensgemeinschaften ökonomisch unterstützt werden. Alles andere wäre ein Bruch der Religionsfreiheit. Im Großen und Ganzen ist es ein Grund, Gott zu danken, daß wir in einem Land leben, welches das fundamentale Menschenrecht Religionsfreiheit aktiv unterstützt. Daß auch die "Smiths Freunde" eine solche Unterstützung empfangen, ist nicht mehr als billig.

Bei den "Smiths Freunden" war man früher dagegen, staatliche Unterstützung anzunehmen. Dies galt in erster Linie dem Zuschuß, der nach der Anzahl der Mitglieder berechnet wurde - was voraussetzte, daß man Mitgliederlisten führte. Aber J. O. Smith und S. Bratlie der Ältere sprachen sich grundsätzlich dagegen aus, etwas von den "Heiden" anzunehmen.

Nun ist es anders. Innerhalb kurzer Zeit haben die Smiths Freunde bezüglich Mitgliederlisten und staatlicher Unterstützung eine vollständige Kehrtwendung gemacht. Das könnte man respektieren. Es ist keine Schande, umzukehren. Das Problem ist nur, daß man bei den "Smiths Freunde" niemals zugab, daß man umgekehrt war. Gegenüber "Vårt Land" behauptete die Leitung der Bewegung, Unwissenheit sei die Ursache dafür gewesen, daß man nicht früher um staatliche Unterstützung angesucht habe. Daß die "Smiths Freunde" einmal gegen so etwas gewesen seien, wurde geleugnet.

Warum ist es so schwierig, mit früheren Auffassungen ehrlich aufzuräumen? Wir sehen das selbe bei einigen von uns, welche die "Smiths Freunde" zu Beginn dieses Jahrzehnts verließen. Und wir sehen es in Sekten wie den Zeugen Jehovas. Die Zeiten ändern sich, und offensichtlich auch das "Licht" darüber, was richtig und was falsch ist. Aber das Aufräumen - sowohl das persönliche als auch das öffentliche - bleibt aus. Aus dem einen oder anderen Grund ist es ein solches Tabu, mit früheren Autoritäten zu brechen, daß einige sich eher dafür entscheiden, sich selbst und andere zu belügen. Und statt eine persönliche Bewertung des neuen "Lichtes" vorzunehmen, folgen manche dem Strom und verdrängen die Fragen, die vielleicht auftauchen.

Vor zweitausend Jahren kam einer auf die Erde, der sich das "Licht" und die "Wahrheit" nannte. Er entlarvte Wirklichkeitsflucht und Selbstbetrug. Er durchschaute die religiösen Leiter und die Neigung der Leute, sich diesen zu unterwerfen. Und er bot jedem Menschen die Freiheit an. Ein freier Mensch versteckt sich nicht vor der Wirklichkeit. Er verdrängt keine aufdringlichen Fragen. Diese Freiheit wird durch die Begegnung mit der Realität gestärkt. Die hat nämlich die Wahrheit als Fundament: Joh 8, 32.

Alf Gjøsund

Der Autor , ehemals Mitglied der "Smiths Freunde", ist Herausgeber der Zeitung Forløsning, die sich an "Menschen mit Verbindungen zur Glaubensgemeinschaft 'Smiths Freunde' richtet". Die Zeitung erscheint in unregelmäßigen Abständen etwa sechsmal jährlich und kann gratis bezogen werden bei Alf Gjøsund, Bergstien 18, N-3050 Mjøndalen, Tel/Fax: ++47 32 87 32 32, E-Mail: forlosning@nedre-eiker.online.no

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