Bergens Tidende - Samstag 15. Mai 1993 - Leserbrief

Anschwärzung der Smiths Freunde

Am Samstag, dem 8. Mai, brachte BT einen Bericht, welcher den völligen Mangel der Zeitung an Takt und guten Pressemanieren enthüllte. Viele Wochen, nachdem zwei/drei Zeitungen im Østland die Geschichte von den "Sekten-Kidnappern" serviert hatten, bringt nun BT diese Geschichte kritiklos in der Zeitung.

Und dies, ohne mit den Kollegen im Østland oder den "Kidnappern" oder der "Gekidnappten" Kontakt aufzunehmen.

Mit Besorgnis hat die Familie konstatiert, daß BT's Informant mehr damit beschäftigt ist, die Smiths Freunde und einzelne Personen anzuschwärzen, als zu versuchen, sein Verhältnis zu seinen beiden Kindern, welche die Quälereien daheim nicht mehr aushielten, wieder gut zu machen.

Das müßte BT gemerkt haben. Und wenn die Polizei in Tønsberg nichts sagen will, auch nicht einmal "in der Kidnapping-Affäre reinen Tisch macht", so sollte den Mitarbeiter der Zeitung ein Licht aufgegangen sein.

Als Großvater dieser beiden netten Jugendlichen, die nur ein Ziel haben, nämlich in ihrer Jugendzeit gottesfürchtig zu leben, bin ich nicht im Zweifel, wen ich unterstützen und verteidigen soll.

Und BT müßte verstehen, welche Belastung diese Veröffentlichung für die betreffenden Jugendlichen bedeutet und für alle anderen Kinder, welche die sogenannten Smiths Freunde im Bezirk haben.

Man muß keine ausgefallene Phantasie haben, um sich vorzustellen, welchen Kräfte die beiden Jugendlichen, 16 und 18 Jahre alt, gegenübergestanden sind, wenn man die haßerfüllte Weise sieht, mit der ihr Vater in der Zeitung auftritt.

Das Ganze ist eine Tragödie für ihn selbst und wird auch nicht besser werden, bevor er seine Augen auf sein eigenes Leben richtet. Dort müßte man nämlich einiges richtigstellen.

Aber es ist fast unglaublich, daß die zweitgrößte Stadt des Landes eine Zeitung hat, welche Geschichten aus anderen Landesteilen kritiklos darbietet. Und daß sie nicht imstande ist, ihre Informanten zu beurteilen.

Reidar Vedvik, Borgheim, Großvater von Cecilie und Lennart

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Bergens Tidende, Freitag 28. Mai 1993 - Leserbrief

Fanatismus bei den Smiths Freunden

Ich verweise auf den Bericht in BT vom 8. Mai, betreffend die Smiths Freunde (S.F.), und den Leserbrief vom 15. Mai mit der Überschrift "Anschwärzung der Smiths Freunde" von Cecilies Großvater, Reidar Vedvik.

Sämtliche Zeitungen, die in Bezug auf die S.F. kritisch geschrieben haben, werden wegen "völligem Mangel an Takt und guten Pressemanieren" von den "Rechtgläubigen" bei den S.F. verurteilt. Das ist ja weiter nichts Neues und bestätigt nur die völlige Unfähigkeit, die Tatsachen anzuerkennen.

Wenn einer der obersten Leiter der S.F. life in TV 2 unrichtige Behauptungen aufstellt, wird das bei den S.F. damit verteidigt, daß die Journalisten die Tatsachen verdrehen. Wenn nun die Wahrheit über die Sekte ans Tageslicht kommt, werden alle erdenklichen Mittel verwendet, um Gegner als Lügner zu stempeln.

Reidar Vedvik behauptet in seinem Brief, daß wir unsere beiden Kinder, die bei der neuen "Erweckung" dabei sind, gequält haben. Die Quälerei bestand darin, daß ich und meine Frau die Lügen und Ungerechtigkeiten nicht akzeptieren wollen, die jetzt bei den S.F. überhand nehmen. Das haben wir bei uns daheim klar zu erkennen gegeben. Wir haben acht Kinder, die bei uns daheim wohnen, die Älteste ist nun 18. Sie hat volle Freiheit, von daheim wegzuziehen. Sie hat jedoch die Verrücktheit der "Erweckung" durchschaut und hat zu unserer großen Freude selbständig dagegen ihren Standpunkt bezogen. Mehrere Familien bei den S.F. haben dasselbe wie wir erlebt. Die Sekten verteidigt das mit "wilder Gottesfurcht". Jeder vernünftige Mensch weiß, daß religiöser Fanatismus mit wahrer Gottesfurcht nichts zu tun hat. Wenn man persönliche Gottesfurcht durch "blinden Gehorsam gegenüber den "Brüdern"" ersetzen will, kann das nur schief gehen.

Reidar Vedvik greift mich in seinem Brief auch persönlich an. Ich war mehr als 20 Jahre lang Zeuge seiner "Gottesfurcht". Diese "Gottesfurcht" besteht darin, die "Ehre der Familie" zu bewahren und "die Brüder zu decken". Reidar Vedvik sollte wohl besser schweigen.

Aage Riksfjord, Vear

Übersetzung: Friedrich Griess