Mein Sohn X (24 Jahre) hat vor einigen Wochen ein Mädchen Y,(Volljährig), Azubi) kennen- und lieben gelernt.

Wie sich herausstellte, ist sie Mitglied bei diesen Smith-Freunden und da mein Sohn nicht dazu gehört, gab es Stress ohne Ende. Die ganze Zeit über wurde versucht das „Verhältnis“ geheim zu halten.

Die junge Frau wohnt mit einem „Clan“ von über 10 Familienmitgliedern in einer Gemeinde hier in unserer Nähe. Folgendes war geschehen:

Y war bei X in der unteren Wohnung zu Besuch als es klingelte.  Daraufhin kam mein Sohn X eilends die Treppe hoch und meinte, es sei Y’s Bruder und ich solle sagen, dass sie nicht hier sei. Ich machte die Tür auf und der junge Mann (fast 30-jährig, wie sich später herausstellte) fragte, ob Y hier sei und erzählte mir außerdem, dass X die Finger von Y lassen soll, sonst gäbe es Prügel. Es sei alles gut gewesen, bis seine Schwester meinen Sohn kennen gelernt hätte und... Sex vor der Ehe gibt es nicht... X sei unwürdig und seine Schwester zu schade für ihn. Sie dürfe nur einen Mann ihrer Gemeinde nehmen. Es folgten weitere Beschimpfungen gegen meinen Sohn und dann wurden erneut Drohungen gegen ihn ausgesprochen, die in den Worten gipfelten:

„Wenn ich ihn erwische; dass überlebt er nicht!"

 

Ich war sehr perplex und sagte ihm, dass Y nicht hier sei und sie erstens volljährig und zweitens nicht die Leibeigene der Familie ist. Außerdem teilte ich ihm mit, dass ich die Polizei einschalten würde, wenn meinem Sohn auch nur ein Haar gekrümmt würde. Mit einem irren Blick, (ich kann es gar nicht anders beschreiben), drohte er noch mal und rauschte ab. Eineinhalb Stunden später stand die Schwester von Y vor der Tür. Ich sagte wieder, dass Y nicht da sei. (Y’s Auto stand bei uns im Hof, aber ich erzählte einfach, sie sei mit meinem Wagen in die Berufschule gefahren.) Immerhin blieb die Schwester freundlich, meinte aber es sei wichtig, dass Y sich zu Hause meldet. Dann ging sie wieder.

 

X, Y und ich unterhielten uns ein wenig über alles und sahen uns dann gemeinsam den Film "Delfinsommer" an.

(Vielleicht war das etwas brutal von mir, aber ich wollte dem Mädchen die Augen öffnen und sie darin bestärken, ihr eigenes Leben nach ihren Vorstellungen und Wünschen in die Hand zu nehmen und es so leben, wie sie möchte.)
Sie fand etliche Parallelen zu ihrem eigenen Schicksal in diesem Film.

Man mag nun darüber streiten, ob das mit dem Film von mir richtig war, aber ich wollte, dass sie gezielt über die „Gemeinde“ mit ihren Vorgaben und dem diktatorischen Verhalten nachdenkt. Der Film hat sie sehr berührt und wir haben alle drei noch lange über ihre Situation gesprochen. Ich hatte in dem Gespräch das Gefühl, dass sie nun wirklich anfängt zu Zweifeln und selbst zu dem Entschluss gekommen war, dass etwas total falsch läuft. 

 

Sie erzählte uns auch von einer großen Versammlung, eine Woche zuvor und das sie da schon bei Gebeten die Kirche verlassen hatte, weil sie sich nicht mehr wohl dabei fühlte. Das hatte ihr natürlich auch großen Stress/Ärger mit der Familie eingebracht.

Sie erzählte mir weiter, dass ihre Familie ja nur ihr Glück möchte und sie denken, dass mein Sohn es nicht ehrlich mit ihr meint. Nur einer aus der Gemeinde kann der richtige Mann mit ausschließlich „ehrenwerten“ Absichten sein.

Ich sagte Y daraufhin, dass die Familie meinem Sohn ja gar nicht die Chance gibt, ihn vorurteilsfrei kennen zu lernen, und dass man, wenn man sein Kind bzw. die Schwester wirklich liebt, sie nicht solchen seelischen Qualen aussetzt. Und das es doch für nichts im Leben eine Garantie gibt, auch nicht für eine glückliche Beziehung/Ehe, einerlei ob mit einem Mann der Smith-Freunde, oder mit einem Außenstehenden.

 

Nach langem hin und her und vielen Tränen entschloss sich Y den Stier bei den Hörnern zu packen, nach Hause zu fahren und ein Gespräch mit ihrer Familie zu führen. Sie meinte  ...“Die können mich ja nicht einsperren und schlagen werden sie mich bestimmt nicht“. Eine Stunde später sandte sie an meinen Sohn eine sms mit der Mitteilung, dass das Gespräch mit der Familie damit geendet habe, dass gebrüllt wurde, man ihr den Autoschlüssel weggenommen und die Nummernschilder vom Auto abmontiert habe. Außerdem würde sie zukünftig auf Schritt und Tritt überwacht werden. Ebenso mein Sohn. (Ich finde diesen Psychoterror viel schlimmer als Prügel!) Wir vermuteten natürlich, dass sie zu Hause sofort wieder einer „Gehirnwäsche“ unterzogen wurde. Sie war dann noch mal bei uns und das Gespräch mit ihr war insofern noch aufschlussreich für uns, dass wir nun wissen, was die liebe Familie/Gemeinde unter „Glücklich sein“ versteht. Das Y nun unglücklich ist; sei die Schuld unseres Sohnes, so argumentierten sie.

 

Eine knappe Woche später besuchte Y eine Versammlung sowie ein Fest der SF und machte dann mit meinem Sohn „Schluss“.
Die junge Frau befindet sich in einem schrecklichen Konflikt:  Sie schrieb meinem Sohn noch mal das es ihr leid tue, und sie ihn lieben würde, aber sie hätte sich entschieden. Y kann ihre Familie nicht  aufgeben; denn trotz allem liebt sie ja ihre Angehörigen.

Eine neunzehn Jahre lang andauernde Manipulation lässt sich nicht von heute auf morgen in Luft auflösen. Das ist uns schon klar.
 

Aber ich finde es einfach schrecklich so in das Leben eines jungen Menschen einzugreifen und dies alles mit der Argumentation...“Wir wollen dich vor Schaden (schlechte Erfahrungen mit Männern) bewahren und nur dein Glück!"

 Ich habe im Internet nachgesehen und dieser „Verein“ gebraucht das Wort „vergeben“ nur all zu gerne. Warum vergibt man ihr dann nicht, dass sie sich „auswärts“ verliebt hat?

 

Es ist wirklich ein schrecklicher Zustand für alle Beteiligten und ich mache mir ernsthaft Sorgen um die junge Frau, aber natürlich auch um meinen Sohn. 

Daher meine Fragen: Wie extrem sind diese Sekten? Haben Sie schon von ähnlichen Situationen gehört?

Gibt es Aussteiger, die evtl. Y Hilfestellung geben könnten, wenn sie sich dazu entschließen sollte, die Gemeinde und/oder ihre Familie doch zu verlassen?

Und überhaupt... schließt das eine, das andere zwangsläufig aus? Oder gibt es auch Paare in der gleichen Konstellation, die akzeptiert, respektiert und toleriert werden?

 

Soweit das Schreiben dieser Mutter. Meine Antwort musste leider lauten, dass dieses Verhalten für die Smiths Freunde typisch ist, da ich viele derart dramatische Fälle kenne, und dass wenig Aussicht auf eine gütliche Lösung besteht. Aussteiger gibt es viele und Hilfe kann natürlich geboten werden.

Friedrich  Griess