http://www.tctubantia.nl/CDA/regioportal/0,2078,1654__875062_,00.html

Artikel aus De Twentsche Courant Tubantia vom 15-12-2001

Anzeige wegen Mißhandlung gegen die Noorse Broeders

ALMELO - Ein 34-jähriger Almeloër hat bei der Polizei wegen körperlicher und geistlicher Mißhandlung durch seine Eltern und die Gemeinschaft De Noorse Broeders Anzeige erstattet. Der Mann sagt, daß er zwischen 1971 und 1983 von seinen Eltern, Mitgliedern der orthodoxen reformatorischen Bewegung, systematisch geschlagen wurde. Körperstrafen wurden ihm zufolge durch die Noorse Broederschap im Namen Gottes angeregt und propagiert.

Die Noorse Broederschap kann die Anzeige gegen die Organisation 'nicht einordnen'. Sprecher J.H. Staal: "Wir mengen uns nicht hinein, wie Eltern ihre Kinder erziehen, und in die Form der Strafen. Von der Leitung aus werden Körperstrafen auf jeden Fall nicht angeregt'.

Die geistliche Mißhandlung des Almeloërs soll von 1971 bis 1992 gedauert haben. Er trat vor acht Jahren aus den Noorse Broeders aus und schritt aus Angst vor Repressalien erst unlängst zur Anzeige. Die Mißhandlungen hinterließen tiefe Spuren. So sagt sein Anwalt R.F. Speijdel, daß der Mann unter anderem einen Selbstmordversuch unternommen hat und an einem Streßsyndrom leidet.

Soweit es an dem Almeloër liegt, würden nur die Leiter der Noorse Broeders verfolgt und blieben seine Eltern strafrechtlich verschont. Seine Eltern haben ihn um Vergebung gebeten und diese auch bekommen: 'Die verantwortlichen Leiter, die zu Körperstrafen aufriefen, betrachte ich als die echten Schuldigen. Sie müssen angepackt und die ganze Organisation muß auf strafbare Fakten durchleuchtet werden, die, wie ich fürchte, noch immer vorkommen'.

Verjährt

Sicher ist, daß das Delikt der physischen Mißhandlung verjährt ist. Anwalt Speijdel 'hofft', daß dies nicht für die geistlichen Mißhandlungen gilt. 'Für das Zufügen schwerer Verletzungen gilt eine Verjährungsfrist von zwölf Jahren. Ob das Ministerium für Öffentliche Angelegenheiten dies als eine schwere Verletzung betrachtet, wird sich zeigen", so der Anwalt.

Dem Almeloër zufolge meldeten sich inzwischen bei ihm zehn andere, die ebenso in ihren Jugendjahren im Namen Gottes mißhandelt worden sein sollen. Einer von ihnen überlegt, ebenfalls Anzeige zu erstatten.

Die Polizei wird den Almeloër demnächst zu einen Gespräch vorladen und wird seine Erklärung darauf dem Ministerium für Öffentliche Angelegenheiten vorlegen, das dann über eine mögliche Verfolgung beschließt.

Gewährsmann Staal von den Noorse Broeders hat keine Bedenken gegen eine eventuelle gerichtliche Untersuchung: 'Falls es in unserer Bewegung Menschen gibt, die sich strafbarer Fakten schuldig machen, dann ist es gut, wenn dies untersucht wird. Wir haben schließlich Nutzen von einem korrekten Betragen unserer Gläubigen. Wenn die Erzählung dieses Mannes stimmt, dann ist das für ihn traurig und auch ganz schlecht'.

Die Noorse Broeders zählen in unserem Land etwa 2000 Gläubige und weltweit 35.000. Die streng christliche Gemeinschaft hat in Zenderen, zwischen Almelo und Boren, einen nationalen Konferenzort, De Kroeze Danne. In Twente bestehen zwei Gemeinschaften in Almelo und Usselo.