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Aktualisiert: 12. Mai 2004, 00:43 Uhr

Smiths Freunde spenden, so daß es brennt - an sich selbst

Während jedes Mitglied der Norwegischen Kirche im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 55 Kronen zu Sammlungen und Opferungen beitrug, spendete jedes Mitglied der Smiths Freunde 2186 Kronen für seine Gemeinde.

KURT-JOHNNY OLSEN

Historisch. Zum ersten Mal in der 106 Jahre langen Geschichte der Gemeinde veröffentlicht Die Christliche Gemeinde, meist als Smiths Freunde bezeichnet, ihre Abrechnung. Aftenposten hat das exklusive Recht auf vollständige Einsicht in die Abrechnung erhalten. Und es sind besonders hohe Zahlen, mit denen eine kleine "norwegische" Gemeinde von insgesamt [weltweit, d.Übers.] 35.000 Mitgliedern, operiert:

Von 2002 auf 2003 stiegen die Spendeneinkünfte um 92,2 Prozent (!) oder 37,3 Millionen Kronen.

Der Betriebsüberschuß stiegt von 6,3 Millionen auf 62,7 Millionen Kronen, der auch eine Reduktion der Betriebskosten in der gleichen Periode von 49,4 auf 23,9 Millionen Kronen beinhaltet. Der ordentliche Überschuß stieg von 12 auf 56,2 Millionen Kronen. Die Summe von Eigenkapital und Schulden stieg von 332,4 auf 462,4 Millionen Kronen.

- Das Aufsehenerregendste, Vorstandsmitglied Bernt Aksel Larsen in der Christlichen Gemeinde?

- Das starke ausländische Engagement. Der Umstand, daß 60 Prozent unserer Einkünfte in fremder Währung sind, muß man als sensationell bezeichnen können. Es ist beachtenswert, daß es da draußen Ausländer gibt, die bereit sind, nach Norwegen zu kommen und so viel Geld auf den Tisch einer christlichen Gemeinde zu legen.

Unter den großen Geberländern sind Deutschland, Dänemark, die Niederlande und Kanada, wo die Christliche Gemeinde stark ist. 8.000 von den 35.000 Smiths Freunden der Welt wohnen in Norwegen.

Teilnehmergemeinde

- Wie ist es möglich, die Smiths Freunde dazu zu bringen, durchschnittlich 2200 Kronen an ihre Gemeinde zu spenden, wenn jedes Mitglied der Norwegischen Kirche im vergangenen Jahr durchschnittlich mit 55 Kronen zu Kollekten und Opferungen beitrug?

- Das Engagement ist offenbar verschieden. Wir sind in erster Linie eine Teilnehmergemeinde, und das sind wir 100 Jahre lang gewesen. Deshalb hatten wir niemals bezahlte Pastoren. Und die Mitglieder haben selbst für den Inhalt bei den Gottesdiensten gesorgt. Dies hat wohl dazu beigetragen, ein so reichliches Engagement zu bewirken, antwortet Larsen.

- Woher holt ihr den Enthusiasmus und das Engagement?

- Das holen wir bei den Jugendlichen. Unter ihnen finden wir die meiste Kreativität. In einer Gemeinde wie unserer stehen Schöpferfreude und Kreativität im Mittelpunkt. Davon ernten wir jetzt unserer Früchte, antwortet Bernt Aksel Larsen.

Am 11. Juli nehmen die Freunde die Riesenhalle in Stokke in Vestfold mit Platz für 7.500 Menschen in Verwendung. Die ganze Anlage mit einem Wert von fast einer Milliarde Kronen wird nächstes Jahr fertig sein. Zusätzlich wird wie nie zuvor ringsum in den örtlichen Gemeinden gebaut. - In Sandefjord haben die Freunde 2001 ein neues Lokal mit einem Wert von 43 Millionen Kronen eingeweiht. In Horten, Grenland, Eiker und Fredrikstad sind ebenfalls neue Lokale mit einem Wert von etwa 20 bis reichlich 50 Millionen Kronen, abhängig von der Größe der Gemeinde, in Betrieb genommen worden, sagt Pressesprecher Svein Kronstad zum Schluß.

Kommentar: Der Autor dieses Artikels brachte am 17. Dezember 1992 einen kritischen Bericht über die Smiths Freunde: "Massenaustritte aus den Smiths Freunden". Er erzählte damals meiner Frau und mir, daß er daraufhin Drohungen erhalten und die Redaktion ihm nahelegt habe, seine Berichterstattung zu ändern. Ich weiß aus mehreren Quellen, daß auf die Mitglieder der S.F. ungeheurer Druck ausgeübt wird, alles entbehrbare Geld der "Gemeinde" zu spenden. Auch meine Tochter sagte: "Wenn ich Geld hätte, würde ich alles der Gemeinde geben." Anreize dazu sind die "Davidssäulen" und "Davidskoffer", über die früher berichtet wurde. Die nun halbjährlich stattfindenden "Brunstadfeste" haben nur den Zweck der Geldablieferung. Siehe dazu auch die Artikel in der Zeitschrift "Kapital". Neuerdings haben die S.F. Firmen gegründet, die verschiedene Dienstleistungen anbieten, die von Mitgliedern in ihrer Freizeit und auch an Wochenenden geleistet werden; die Einkünfte kommen der "Gemeinde" zugute. Die Mitglieder wurden auch dazu aufgefordert, private Darlehen aufzunehmen und das Geld der "Gemeinde" zu geben. Manche Familien wohnen substandardmäßig und können sich im Winter nicht einmal das Heizmaterial leisten. Die Geschichte von den unbezahlten Pastoren hat zumindest einen großen Schönheitsfehler: Einer der derzeitigen obersten Führer, Kåre Johan Smith, ein Enkel des Gründers Johan Oscar Smith, war vor etwa 15 Jahren mit seiner Firma in technischem Konkurs; seine Schulden wurden zumindest teilweise aus Spenden der "Gemeinde" beglichen. Heute besitzt er - gemeinsam mit seinen Eltern - ein Haus mit etwa 500 Quadratmetern Wohnfläche und 7 Badezimmern. Er hat in Feuerland Golf spielen gelernt und ließ sich zu Feiern mit dem Hubschrauber einfliegen. Die "Kreativität" besteht darin, daß bei den Versammlungen nach der Predigt - zum Unterschied von den Kirchen, worauf die S.F. sehr stolz sind - auch die Mitglieder sprechen dürfen, aber was dort gesagt wird, sind Variationen von: "Ich danke Gott, daß ich in der Gemeinde bin und nicht in der schlechten Welt da draußen." Die eigene Vernunft zu gebrauchen wird einem von Jugend auf abgewöhnt, wie es in den Liedern heißt: "Vernunft, Familienbande mit Macht nun zerbrich" - "Vernunft entschieden von dir weis, komm in den Bruderkreis" - "Nicht länger zählt Vernunft und Form - wir brechen jetzt mit jeder Norm". Daß man Jugendliche leicht zu einer völlig einseitigen Weltsicht begeistern kann, ist mir aus der Zeit des "Dritten Reiches", dessen Ende ich als 13-Jähriger bewußt erlebt habe, noch sehr geläufig. Ich bitte also, die obige Zeitungsmeldung unter diesen Gesichtspunkten zu betrachten.

Friedrich Griess