Coudenhove-Kalergi Stiftung


Präsentation

 

 

 

 

Reflektionen des Präsidenten

Über Wunsch hochrangiger Persönlichkeiten aus verschiedenen Ländern Europas habe ich im Verlaufe des Jahres 2002 die Präsidentschaft der Coudenhove-Kalergi-Stiftung übernommen. Der Österreicher Richard Coudenhove-Kalergi als Begründer der Paneuropa-Bewegung setzte seine ganze private und berufliche Existenz ein, um die Idee einer europäischen Einigung zu forcieren Nach seinen Vorstellungen sollte das zukünftige Europa eine politische Struktur aufweisen, um auch weltweit als Führungsmacht legitimiert zu werden.

Zur Stärkung der europäischen Einigungsidee wurde 1978 in Erinnerung an den großen europäischen Visionär die Coudenhove-Kalergi-Stiftung mit Sitz in Genf gegründet.

Nach dem Tod des ersten Stiftungspräsidenten Gérard Bauer, des Vorsitzenden des Verbandes der Schweizer Uhrenindustrie und langjährigen Schweizer Botschafters bei der OECD, habe ich diese ehrenvolle Aufgabe übernommen. Ich wollte damit ein Zeichen des Bekenntnisses zu einer Institution setzen, die den Namen eines Europäers trägt und dessen Denken widerspiegelt.

Mit der Neuherausgabe der Europäischen Briefe soll eine Plattform geschaffen werden, um vor allem die Stiftung zu präsentieren, Aktivitäten der Stiftung zur Stärkung der Europaidee zu verbreiten, Ausschreibungen für wissenschaftliche Arbeiten zu publizieren und ganz allgemein Fragen der europäischen Einigung öffentlich zu diskutieren.

Gleichzeitig sei die Einladung ausgesprochen, die Stiftung und damit das Eintreten und Werben für ein einiges Europa zu unterstützen.

 

 

Dr. Alois Mock, österreichischer Vizekanzler und Außenminister a.D.

 

 

Richard Coudenhove-Kalergi und die Paneuropa-Bewegung

Richard Coudenhove-Kalergi gilt als Bannerträger der modernen Europa-Idee. Am 17.11.1894 als Sohn eines österreichisch-ungarischen Diplomaten und einer Japanerin in Tokio geboren, widmete er sein Berufsleben bis zu seinem Tod im Jahre 1972 dem Kampf für die Freiheit und Einigung unseres Kontinentes. Er gehörte einer Intellektuellengeneration an, die den Zusammenbruch des alten Europas mit der „Fin de siècle“ Nostalgie erlebte und gleichzeitig mit den sozialen und technischen Revolutionen konfrontiert war. Als Gegengewicht zu den totalitären Versuchungen des Faschismus, Nationalsozialismus und Kommunismus schuf Coudenhove-Kalergi die Paneuropa-Idee.

Nachdem ein Weltkrieg bereits Europa verwüstet hatte, schrieb er 1922 sein erstes Europa-Manifest mit der Vision: „Das kontinentale Europa von Portugal bis Polen wird sich entweder zu einem Überstaat zusammenschließen oder noch im Laufe dieses Jahrhunderts politisch, wirtschaftlich und kulturell zugrunde gehen.“ Formell wurde 1923 von Coudenhove-Kalergi die Paneuropa Union als erste internationale nichtstaatliche Organisation mit dem Ziel gegründet, ein modernes Projekt für die Vereinigung Europas in die Tat umzusetzen.

1926 wurde über emsiges Betreiben von Coudenhove-Kalergi der 1. Paneuropa-Kongress durch den österreichischen Bundeskanzler Ignaz Seipel in Wien mit 2000 Teilnehmern eröffnet. Ehrenpräsident des Kongresses war der hochangesehene französische Außenminister Aristide Briand, der in der Folge dem Völkerbund in Genf schon eine Föderation europäischer Nationen vorschlug. Doch Wirtschaftskrise und Nationalismus überschatteten diese Initiativen. So warnte Coudenhove-Kalergi 1932 auf dem Paneuropa-Kongress in Basel: „Stalin bereitet den Bürgerkrieg vor – Hitler den Völkerkrieg“.

Die Katastrophe des 2.Weltkrieges war nicht aufzuhalten. Coudenhove-Kalergi publizierte in der Schweiz weiterhin seine Europäischen Briefe. 1940 emigrierte er im festen Glauben an einen alliierten Sieg in die USA. Dort erhielt er 1941 den Lehrauftrag, das Seminar „Research for a Postwar European Federation“ an der New York University zu leiten. 1943 bereitete er in New York einen weiteren Paneuropa-Kongress vor, wobei er unbeirrt eine antisowjetische Einstellung demonstrierte und die Idee der Konstituante - einer „Europäischen Verfassungsgebenden Versammlung“ – ins Gespräch brachte.

Als Coudenhove-Kalergi 1946 wieder nach Europa zurückkehrte, war anfänglich Winston Churchill sein Förderer. Trotz der evidenten Notwendigkeit, bedrohten Intrigen und Wirren im Nachkriegseuropa die Einigungsbemühungen. Wiederum war es die private Initiative von Coudenhove-Kalergi, die zur Europäischen Parlamentarier-Union führte und diese erreichte 1949 die Gründung des Europa-Rates. Der Europa-Rat wurde als Ministerrat etabliert und erhielt als beratendes Organ eine Parlamentarische Versammlung beigestellt. Damit war der europäische Parlamentarismus geboren. Die Europäische Parlamentarische Union war somit zum Europa-Rat geworden.

In der Folge widmete sich Coudenhove-Kalergi wieder der Neugründung der Paneuropa Bewegung. 1954 kam es in Baden-Baden zum 6. Paneuropa-Kongress. Es wurde ein international zusammengesetzter Zentralrat mit Staatsmännern, Intellektuellen und Wirtschaftsführern formiert. Unbestrittener Präsident der Paneuropa-Union war Coudenhove-Kalergi.

Die fortschreitende wirtschaftliche und politische Einigung Europas wurde von der Paneuropa Union positiv beeinflußt und dies erfolgte wiederholt mit korrigierenden Impulsen. Immer wieder bauten sich Bedrohungen gegen diesen Integrationsprozeß auf, wie sich am Beispiel de Gaulle zeigte, der mit den Adenauer Nachfolgern nicht mehr dasselbe Vertrauen in die gemeinsame Europapolitik aufrechterhalten konnte. Coudenhove-Kalergi erachtete die deutsch-französische Zusammenarbeit als Kernfrage für das Zusammenwachsen Europas, was sich bis heute immer wieder bestätigt hat.

Im letzten Jahrzehnt seines Lebens zog sich Coudenhove-Kalergi zunehmend aus dem politischen Tageskampf zurück. 1965 verlegte er sinnigerweise das Generalsekretariat der Paneuropa Union nach Brüssel, wo sich der Berater der EG-Kommission Vittorio Pons um die Geschäftsführung kümmerte. Für die Präsidentschaft bestimmte er seinen Vizepräsidenten Otto von Habsburg mit der Begründung, dass dieser keiner bestimmten europäischen Nation zugerechnet werden könne und der europäische Patriotismus für ihn auch eine Selbstverständlichkeit bedeute. Das Präsidentenamt wechselte sodann effektiv nach dem Tod Coudenhove-Kalergis 1973.


Stiftungsziele

Die Coudenhove-Kalergi Stiftung wurde am 15. September 1978 – also 6 Jahre nach dem Tod des großen Europäers – von der Paneuropa Union ins Leben gerufen. Es handelt sich um eine unabhängige und gemeinnützige Europainstitution, die durch Spenden, Schenkungen und andere Formen von Zuwendungen finanziert wird.

Während die Paneuropa Union über ihre Mitglieder die europäische Einigung fördern, propagieren und verteidigen soll, bezweckt die Coudenhove-Kalergi Stiftung diese Förderung des europäischen Einigungsprozesses durch die Auszeichnung europäischer Persönlichkeiten und Finanzierung konkreter Projekte, welche der Verbreitung und Entwicklung der Paneuropaidee dienen, insbesondere auch unter Verwertung der Europa-Archive aus dem Nachlass von Richard Coudenhove-Kalergi, zu erreichen.

Im Einzelnen seien die Hauptziele der Stiftung wie folgt zusammengefaßt:

     Impulsgebung für Publikationen und Veranstaltungen im Geiste der Paneuropa Idee

     Identifizierung von Europastudienprojekten und Anregung solcher Studien in Kooperation mit europäischen Institutionen sowie deren Förderung

     Förderung von Studien über Geschichte, Entwicklung und Zukunftsperspektiven eines vereinigten Europas an Forschungsstätten und Universitäten

     Zuerkennung von Förderungspreisen an Dissertanten, die das Ideengut und die Europaarbeiten von Richard Coudenhove-Kalergi bearbeiten

     Bearbeitung u.a. durch Klassifizierung, Bewertung und Aktualisierung der Coudenhove-Kalergi Archive sowie Überprüfung und Durchforschung jener Archivteile aus der Periode 1922-1938, zu welchen die russischen Inhaber erst seit 1989 Zutritt gewähren.

     Verleihung eines Europapreises alle 2 Jahre an eine Persönlichkeit, die durch hervorragende Handlungen, Verhaltensweisen oder Publikationen zu einer politischen Entwicklung in Europa beigetragen hat, welche eine Verbesserung an Freiheit und Einigkeit auf dem Kontinent bedeutet


Kooperationen

Die Stiftung ist interessiert, mit allen Einrichtungen, Organisationen und Personen öffentlicher oder privater Art zusammenzuarbeiten, soweit sie in gemeinnütziger Weise der Europaidee gemäß Stiftungsziel dienen.

Natürliche Kooperationspartner bzw. solche, mit welchen bereits gemeinsame Projekte realisiert wurden, sind:

     Paneuropa Union:               Diese ist die Gründungsorganisation der Stiftung, welche von Paneuropa konkrete Aufgabenstellungen erhielt. Es existieren auch personelle Verflechtungen

     Europäische Union:            ist die politische Realität der Integrationsbemühungen. Es ergeben sich umfassende Ansätze für eine Zusammenarbeit

     Europarat:                             Die Gründung ist ein unmittelbares Resultat der Bemühungen von Richard Coudenhove-Kalergi. Die Stiftung hat veranlasst, dass 1989 anläßlich des 40jährigen Jubiläums des Europa Rates eine Büste von Richard Coudenhove-Kalergi beim Europäischen Parlament in Strassburg enthüllt wurde.

     Europäisches Institut der Universität Genf - IEUG: In deren Centre de Coppet werden seit November 2002 die Coudenhove-Kalergi Archive (Ausnahme Periode 1922-1938) verwaltet. In diesem Zentrum befinden sich weitere umfassende Europa-Dokumentationen

     Österreichische Post:         Anlässlich der Wiederkehr des 100. Geburtstages von Richard Coudenhove-Kalergi wurde über Anregung der Stiftung am 18.11.1994 eine Gedenkbriefmarke mit seinem Porträt aufgelegt

     Schloß Ronsperg:               Die Restaurierung des Familiensitzes der Coudenhove-Kalergis in der tschechischen Republik wurde mit einer dortigen Vereinigung eingeleitet

     Stadt Nancy:                         Abkommen im Februar 1997 zwecks Förderung der Coudenhove-Kalergi Archive und Durchführung gemeinsamer Forschungs- und Veranstaltungsprojekte über Europa

Europapreisträger

Seit der Gründung der Stiftung sind statutengemäß nachstehende Persönlichkeiten ausgezeichnet worden:

     1978    Raymond Barre, Premierminister Frankreichs

     1980    Constantin Tsatsos, Staatspräsident von Griechenland

     1982    Rudolf Kirchschläger, Bundespräsident Österreichs

     1984    Sandro Pertini, Staatspräsident Italiens

     1986    Juan Carlos I. de Borbón y Borbón, Spanischer König und Staatsoberhaupt

     1988    Franz-Josef Strauss, Ministerpräsident von Bayern

     1990    Helmut Kohl, Kanzler der Bundesrepublik Deutschland

     1992    Ronald Reagan, Expräsident der USA

     1994    Alois Mock, Vizekanzler und Außenminister Österreichs

     1994    Otto von Habsburg, Präsident der Paneuropa Union und Europa-Abgeordneter; Sonderpreis zum Coudenhove-Kalergi Jahrhundert

     1996    Lennart Meri, Staatspräsident von Estland

     1998    Emil Constantinescu, Staatspräsident von Rumänien

     1999    Yehudi Menuhin, Violonist; Sonderpreis posthum

     2002    Franjo Komarica, Katholischer Bischof von Bosnien

     2004    Ibrahim Rugova, Präsident des Kosovo

                 Silvius Magnago, Altlandeshauptmann von Südtirol

 

Sponsoren

Die Einigung Europas schreitet fort, wird jedoch immer wieder von den Dämonen der Geschichte, wie Nachbarschaftsdisputen, nationalen Egoismen, fundamentalistischen Religionen und extremen Ideologiepositionen bedroht. Die Einigung dient sowohl der europäischen Friedenssicherung als auch der Verteidigung ethischer, humanistischer, sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Ideale, auf die sich die europäischen Staaten berufen.

Ein Appell ergeht an alle, im Wege der Coudenhove-Kalergi Stiftung einen finanziellen Beitrag zu leisten, womit auch ein Bekenntnis zu Europa im Sinne der geschilderten Ziele gegeben ist.

 

 

Stiftungsleitung

 

Dr. Alois Mock, Präsident

Marco Pons, Direktor

Dr. Heinz Wimpissinger, Generalsekretär

 

Büro: A-1010 Wien, Liechtenfelsgasse 7

            Telefon, +43-1-401561, Fax +43-1-40126569,

            Email cks@coudenhove-kalergi-stiftung.org